
So gesehen Brennpunkt Apolda


Jens Schlueter/ AFP/ Getty Images
Im Kampf um den CDU-Vorsitz droht Friedrich Merz mit schonungsloser Kritik die als sicher geltende Unterstützung ostdeutscher Parteiverbände zu verspielen. Mit den Worten "Das hier ist nicht Berlin-Kreuzberg" hielt der Reformkandidat am Aschermittwoch den Besuchern einer Veranstaltung in dem thüringischen Städtchen Apolda ihre eigene Rückständigkeit vor.
So harsch sie auch klingen mag – tatsächlich belegen zahlreiche Fakten die merzsche These: Apolda zählt etwa 22.000 Einwohner mit rückläufiger Tendenz, Kreuzberg hat heute siebenmal so viele Bewohner und wächst. Aus Apolda stammt zwar die innovative Hunderasse Dobermann, in Kreuzberg jedoch baute Konrad Zuse den ersten funktionstüchtigen Computer der Welt. Kreuzberg gilt als weltoffener kultureller Schmelztiegel, Apolda seit je als sozialer Brennpunkt: "Hier ist ein bös Nest und lärmig, und ich bin aus aller Stimmung. Kinder und Hunde, alles lärmt durcheinander ...", berichtete Johann Wolfgang von Goethe bereits 1779 unwillig aus Apolda, und feierwütige Studenten besangen den Ort wegen der dortigen Verfügbarkeit gesundheitsschädlicher Rauchwaren: "Knaster, den gelben, hat uns Apolda präpariert!"

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Mit den Worten "Das ist mitten in Deutschland!" empörte sich Merz vor vollem Haus über die Zustände. Ein mutiges, wenngleich riskantes Signal des Mannes, der seiner Partei und dem ganzen Land "Aufbruch und Erneuerung" verspricht. Hoffentlich wird er nicht missverstanden.