Innenminister Friedrich 60 deutsche Dschihadisten sollen in Syrien aktiv sein

Syrer im zerstörten Ort Maarrat al-Numan: Einige Dutzend Deutsche unter den Kämpfern
Foto: DANIEL LEAL-OLIVAS/ AFPBerlin/Nürnberg - Immer mehr junge Deutsche schließen sich nach Informationen von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) islamistischen Gruppen in Syrien an. Derzeit hielten sich bereits 60 junge Bundesbürger in dem kriegszerrütteten Land auf, sagte Friedrich am Dienstag in Nürnberg. "Unsere Befürchtung ist, dass sie in Ausbildungslagern von al-Qaida-nahen Organisationen radikalisiert werden", sagte er.
Dort lernten sie auch den Umgang mit Waffen und Sprengstoff und stellten somit bei ihrer Rückkehr nach Deutschland eine Gefahr dar. "Wir müssen daher dafür sorgen, dass solche Personen nach ihrer Rückkehr entsprechend behandelt und beobachtet werden", betonte Friedrich bei einem Treffen von Innenministern aus unionsregierten Bundesländern. Aus Ländern der Europäischen Union halten sich nach seinen Erkenntnissen derzeit rund tausend junge Menschen in dem arabischen Bürgerkriegsland auf.
Zum Schutz der EU-Staaten vor ausländischen Terroristen sprach sich Friedrich für eine zentrale Einreiseplattform nach US-Vorbild aus. In der Datenbank sollten alle nichteuropäischen Ausländer erfasst werden, die in Europa einreisten, erläuterte Friedrich. "Ich habe das inzwischen der EU-Kommission vorgeschlagen. Da gibt es keine brüske Ablehnung", sagte der CSU-Minister.
Hintergrund seiner Überlegungen sei, dass im Zuge einer immer engeren internationalen Kooperation in immer mehr Ländern Visafreiheit für die Einreise nach Europa gelte. "Diese Visafreiheit muss durch das neue erleichterte Einreiseverfahren ersetzt werden", forderte Friedrich.
Die Innenminister aus den unionsregierten Bundesländern beklagten zugleich einen Anstieg bei den Asylbewerbern. "Wenn die Entwicklung so weitergeht, könnten wir am Jahresende die Zahl von 100.000 erreichen", gab der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zu bedenken. Als Konsequenz forderte er eine schnellere Bearbeitung der Asylanträge - das bringe den anerkannten Flüchtlingen Rechtsklarheit und schaffe die Voraussetzung für eine rasche "Rückführung" der abgelehnten Bewerber.