Fritz Schmalzbauer Der Quasi-Spitzenkandidat
Hamburg/München - Der Einzug ins bayerische Parlament - es wäre nicht nur die Krönung der Erfolge der Linken. Auch für den Linken-Spitzenkandidaten Fritz Schmalzbauer wäre es ein persönlicher Triumph. Noch auf dem Bundesparteitag im Mai hat seine Partei den Realo Schmalzbauer abgestraft: Der Mitbegründer der Partei wurde in Cottbus nicht in den Bundesvorstand der Linken wiedergewählt.
Als es um die Spitzenkandidatur in Bayern ging, hat der bekannteste bayerische Linke, der Schweinfurter Bundestags-Fraktionsvize Klaus Ernst, abgewunken. Also wurde Schmalzbauer zum Spitzenkandidaten gekürt. Schmalzbauer gibt sich zuversichtlich, wie soll er auch anders: "Ich bin davon überzeugt, dass wir über die fünf Prozent kommen."
Schmalzbauer tritt für den Wahlkreis Oberbayern als Spitzenkandidat an - und weil der Bezirk bei den Wahlen das schwerste Gewicht hat, wurde Schmalzbauer quasi zur Nummer 1 der Linken im Freistaat. Allerdings ist er in den eigenen Reihen umstritten. Schmalzbauer gilt zwar als politischer Kopf und guter Rhetoriker, es wird ihm aber auch eine ruppige Art nachgesagt.
Politisch aktiv wurde Schmalzbauer während des Studiums in Hamburg. Der gebürtige Münchener war dort Mitglied im AStA. Nach dem Diplom arbeitete er als DGB-Kreisvorsitzender im bayerischen Lauf und in Erlangen. Bis 1987 war er Mitglied der SPD. Mit der Agenda-Politik der rot-grünen Bundesregierung kam der Bruch.
"Der entscheidende Einschnitt war die Agenda 2010 und damit zwei wesentliche Punkte, die die Sozialdemokratie von ihrer eigenen Programmatik entfernt haben", so Schmalzbauer. "Sozial- und Steuerpolitik wurden nicht mehr im Interesse der breiten Bevölkerung gemacht, und mit den Auslandseinsätzen der Bundeswehr in Jugoslawien hat die Bundesregierung eine Kriegspolitik begonnen," sagt Schmalzbauer zu SPIEGEL ONLINE.
So wurde Schmalzbauer 2004 zum Gründungsmitglied der "Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit" (WASG), zunächst im Bund, dann auch in Bayern, wo er auch Sprecher des Landesverbandes war. Seit Juni 2007 ist er Mitglied der neu gegründeten Partei Die Linke und war seit dem Gründungsparteitag im Bundesvorstand - bis zu seiner fehlgeschlagenen Wiederwahl dieses Jahr.
Schmalzbauers Bekanntheitsgrad im Freistaat ist nicht sehr hoch, doch das sieht der 61-Jährige nicht als Problem: "Es geht weniger um eine Person, um Fritz Schmalzbauer, sondern vielmehr um die Partei Die Linke als Ganzes", so der Spitzenkandidat. "Aber ich bin überzeugt, dass ich in den Bereichen, wo ich verankert bin, also in den Gewerkschaften, die entsprechende Zustimmung habe", fügt Schmalzbauer hinzu.
Das Verhältnis zum ehemaligen Partei- und DGB-Arbeitskollegen sowie jetzigen SPD-Spitzenkandidaten Franz Maget bezeichnet Schmalzbauer als ein politisches, weniger ein persönliches Verhältnis. Es gebe Differenzen, so Schmalzbauer, "insbesondere dort, wo die SPD in Bayern die Mutter Theresa spielt und auf Bundesebene die sozialen Grausamkeiten zu verantworten hat".
Nichtsdestotrotz werde die Linke Maget nicht im Weg stehen, wenn er Ministerpräsident werden will. "Die CSU - wenn's irgendwie geht - soll weg von der Macht", wünscht sich Schmalzbauer. Er wolle dafür sorgen, dass im bayerischen Landtag keine Mehrheit für die CSU zu Stande kommt. Ob es klappt?
Schmalzbauer antwortet bayerisch: "Schau'n mer mal."