Für heikle Missionen Bundeswehr will Frauen zu Elitekriegerinnen ausbilden

Neue Strategie bei der Bundeswehr: Nach SPIEGEL-Informationen will die Truppe erstmals Frauen für das Kommando Spezialkräfte (KSK) anwerben. Die Eliteeinheit verspricht sich mit der weiblichen Verstärkung Vorteile bei Einsätzen in muslimischen Ländern.
Soldaten vom Kommando Spezialkräfte (KSK) während einer Übung: Frauen erwünscht

Soldaten vom Kommando Spezialkräfte (KSK) während einer Übung: Frauen erwünscht

Foto: DDP

Berlin - Sie sind muskelbepackt, bestens körperlich und an der Schusswaffe trainiert und bisher ausschließlich männlich: Die Kämpfer des streng geheim agierenden Kommandos Spezialkräfte (KSK). Monatelang durch Gewaltmärsche und psychologische Rollenspiele ausgebildet und gedrillt, jagen sie in Afghanistan Taliban, können jederzeit hinter feindlichen Linien agieren und stehen in ihrer Basis in Calw in Baden-Württemberg jederzeit für Geiselbefreiungen auf der ganzen Welt in Bereitschaft. Die Elitekrieger sind die Speerspitze der Bundeswehr.

Nun bekommt der Männerclub Zuwachs: Nach Informationen des SPIEGEL will das KSK in Zukunft erstmals Frauen rekrutieren. Speziell für verdeckte Zugriffe in Krisengebieten sollen die weiblichen Kommandosoldaten bald danach zum Einsatz bei der Eliteeinheit kommen. Mit einem speziell auf weibliche Anwärter zugeschnittenen Trainingsprogramm sollen die deutschen Elitekrieger ab Mitte 2012 mit weiblichen Kommandokräften verstärkt werden. Intern spricht die KSK von einem "Mangel an weiblichen Kompetenzen" bei der Truppe.

Auch mögliche Aufgaben für die weiblichen Soldaten hat die KSK schon ausgemacht: Aus Sicht der Kommandeure hat die Einsatzerfahrung in muslimischen Ländern wie Afghanistan gezeigt, dass Soldatinnen bei heiklen Zugriffsmissionen und bei Durchsuchungen von meist strikt nach männlichen und weiblichen Bewohnern getrennten Gehöften deeskalierend wirken könnten. In Afghanistan wurde oft kritisiert, dass Männer in die Frauen-Bereiche der Häuser eindringen.

Abgespecktes Trainingsprogramm

Vorbild für die Rekrutierung beim KSK sind andere Eliteeinheiten: Die US-Spezialkommandos setzen bei ihren verdeckten Operationen bereits weibliche Kämpfer ein, die beispielsweise nach dem Sturm eines Gehöfts die Frauengemächer durchsuchen und weibliche Verdächtige befragen. Das KSK hatte sich in der Vergangenheit bei heiklen Missionen immer wieder Soldatinnen aus anderen Bundeswehreinheiten ausgeliehen.

Die Aufnahmeprüfung der KSK führt die männlichen Anwärter der Eliteeinheit mit Gewaltmärschen und psychologischen Tests an den Rand der körperlichen und seelischen Belastbarkeit. Für die weiblichen Rekruten soll das Programm leicht abgespeckt werden. Bei den Zugriffen sollen sie nicht in der ersten Reihe mitkämpfen, sondern vor allem bei der Informationsgewinnung und den Vernehmungen von Verdächtigen helfen.

Das KSK agiert unter strenger Geheimhaltung und ist derzeit vor allem in Afghanistan aktiv. KSK-Einheiten sind an den großen Standorten der Bundeswehr am Hindukusch eingesetzt und sorgen vor allem für die Sicherung. Die Bundesregierung schweigt über das KSK, nur selten werden Operationen bekannt.

Zwar haben die Elitesoldaten schon mehrmals gesuchte Taliban festgenommen, die an Anschlägen gegen die Bundeswehr beteiligt waren. An gezielten Tötungen von Taliban, wie durch die US-Armee, nimmt das KSK nicht teil.

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