
Schloss Elmau: Gipfeltreffen vor Gipfelpanorama
G7-Gipfel in Bayern Millionen für Merkels Traumschloss
Berlin - Am 7. und 8. Juni 2015 wird im beschaulichen Landkreis Garmisch-Partenkirchen der Ausnahmezustand herrschen. Dann findet das Treffen der sieben größten Industrienationen statt, seit Langem mal wieder in Deutschland - und wegen der Ukraine-Krise ohne Russland.
Gastgeberin Angela Merkel hat für den G7-Gipfel einen besonderen Ort ausgesucht. Das Luxushotel Schloss Elmau in Oberbayern lockt mit dichten Wäldern, Bergblick und einer Riesensauna. Die Kanzlerin wird am Rande der Alpen mit Barack Obama in die Kameras lächeln, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer kann mit der Pracht seiner Heimat prahlen. Sogar Maut-Minister Alexander Dobrindt kriegt etwas vom Glanz ab: Er ist regelmäßiger Schlossgast , Elmau liegt in seinem Wahlkreis.
Doch bevor das Event starten kann, muss das Schloss, ja die ganze Gegend hergerichtet werden. Die Gipfelvorbereitungen zeigen, dass in Deutschland plötzlich alles ganz schnell gehen kann - jedenfalls dann, wenn ein paar Staats- und Regierungschefs einfliegen, um über Weltpolitik zu diskutieren. Während andernorts Schlaglöcher plagen, Brücken bröckeln und Internetleitungen fehlen, wird rund um das Schloss im Turbo-Tempo gebaggert, planiert und renoviert.
- Die umliegenden Wege und Straßen werden ausgebaut oder erneuert. "Ertüchtigungen der Zuwegung zum Schloss Elmau", heißt das in Behördendeutsch, nachzulesen in einer Stellungnahme der Landesregierung an die Grünen-Abgeordnete Katharina Schulze . So wird die Zufahrt zum Schloss asphaltiert, eine weitere Straße zu einem Parkplatz neu geteert. Baufällige Brücken werden repariert oder komplett ersetzt, Hubschrauberlandeplätze gebaut. Waldwege werden erweitert, ausgebessert und gegen Erdrutsche abgesichert.
- Auch die angrenzenden Gemeinden profitieren immens. Krün, Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen können sich auf Investitionen und Zuschüsse in Millionenhöhe freuen. Das Geld fließt in schönere Bahnhöfe und Marktplätze, in neue Trink- und Abwasserableitungen. Mittenwald plant laut Landesregierung "seit Jahren, den Ortskern zu sanieren und das historische Ortsbild aufzuwerten". Der G7-Gipfel führe nun zu einem "vorzeitigen Maßnahmenbeginn", heißt es in dem Papier.
- Eigentlich sollte der Breitbandausbau in der Region erst Ende 2015 abgeschlossen sein, nun wird alles vorgezogen. Auch die Mobil- und Digitalfunknetze werden modernisiert. "Im Gebiet um das Schlosshotel, in der Gemeinde Krün und im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist es notwendig, die Kommunikationsinfrastruktur zu ertüchtigen", heißt es seitens der Landesregierung.
Die Liste der geplanten Maßnahmen ist gewaltig. Die Rede ist von "Brückenertüchtigungen", der "Schaffung von Ausweichstellen und Wasserdurchlässen", von "wegbegleitenden Gräben zum Schutz vor Starkregenereignissen" und "temporären Feuer- und Rettungswachen". Selbst Quellen und Brunnen sollen "mit moderner Überwachungs- und Sicherheitstechnik" ausgestattet werden. Das Fazit der Regierung: "Im Zusammenhang mit dem G7-Gipfel sind umfangreiche logistische, technische und personelle Aufwendungen notwendig."
Bundesregierung kalkuliert mit 81 Millionen Euro
Was das alles kostet, wird nur allmählich bekannt. Im laufenden Jahr hat Bayern 41 Millionen Euro für die Vorbereitungen zurückgelegt, weitere Ausgaben im Gipfeljahr 2015 sind noch nicht eingerechnet. Ebenso wenig die Gelder für Transport und Sicherheit der Gäste, für die der Bund zuständig ist. Die Bundesregierung kalkuliert mit einem Gesamtbudget von 81 Millionen Euro. Beim G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 mussten die Kosten nach oben korrigiert werden. Am Ende stand ein Kostenrahmen von mehr als 90 Millionen Euro. Damals waren zeitweise 17.000 Polizisten und ein Bundeswehr-Tornado im Einsatz.
Probleme könnte es noch mit Umweltaktivisten geben, das Gebiet steht teilweise unter Naturschutz. Doch die Abgeschiedenheit bringt für die Gipfelgäste einen entscheidenden Vorteil: Demonstranten dürften den Tagungsort um einiges schwieriger erreichen als noch in Heiligendamm. Die Grünen haben ihre Hauptkundgebung ins rund hundert Kilometer entfernte München verlegt .
Die Bundesregierung feiert den Austragungsort als Volltreffer, schwärmt von der "landschaftlich reizvollen Kulisse". Und Seehofers Staatskanzlei sieht die Chance auf einen "weltweit gesteigerten Bekanntheitsgrad der Region". Den könnte die Gegend gut gebrauchen. Denn abseits der Skisaison kommen die Touristen nicht von selbst. Im Mai und Juni der vergangenen Jahre waren die Unterkünfte im Landkreis Garmisch-Partenkirchen nur knapp zur Hälfte ausgelastet.
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