Redehonorar Auch Gauck bekam 25.000 Euro von Bochumer Stadtwerken

Es lief offenbar genauso wie bei Peer Steinbrück: Die Stadtwerke Bochum zahlten auch Bundespräsident Joachim Gauck vor seiner Wahl zum Staatsoberhaupt ein hohes Honorar für eine Gesprächsrunde. Wie der SPD-Mann hatte er keine Auflage, das Geld zu spenden.
Bundespräsident Gauck (Archivbild): Hohes Honorar für einen Auftritt in Bochum

Bundespräsident Gauck (Archivbild): Hohes Honorar für einen Auftritt in Bochum

Foto: dapd

Bochum - Das 25.000-Euro-Honorar der Stadtwerke Bochum für Peer Steinbrück war kein Einzelfall. Wie der SPD-Kanzlerkandidat bekam auch der heutige Bundespräsident Joachim Gauck von den Stadtwerken Bochum eine Vergütung in gleicher Höhe für eine Gesprächsrunde. Ein Sprecher des Bundespräsidialamts bestätigte einen entsprechenden Bericht des Senders RTL.

Der Auftritt fand am 11. Dezember 2010 statt, also mehr als ein Jahr vor der Wahl Gaucks zum Staatsoberhaupt. Eine Auflage, wonach der Betrag als Spende zu verwenden sei, gab es nach Angaben des Sprechers nicht. Gauck habe in der Vergangenheit und bis heute immer wieder für wohltätige Zwecke gespendet.

Steinbrück war juristisch gegen die Darstellung der Stadtwerke Bochum vorgegangen, mit ihm sei verabredet gewesen, dass er sein Honorar für eine gute Sache spende. Am Wochenende lenkte das Unternehmen ein und unterzeichnete eine Unterlassungserklärung. In einer Pressemitteilung versicherten die Stadtwerke: "Es gab keine Absprachen der Stadtwerke Bochum - weder schriftlich noch mündlich - mit Herrn Steinbrück, dass er sein Honorar aus dem Auftritt am 26.11.2011 in Höhe von 25.000 Euro einem von ihm zu bestimmenden karitativen Zweck hätte spenden müssen."

Am Montag wollte sich das Unternehmen nicht mehr dazu äußern. Zu einer Stellungnahme wegen des Honorars für Gauck konnte die Nachrichtenagentur dpa die Stadtwerke am Abend nicht erreichen.

Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) will sich in einer Präsidiumssitzung des Aufsichtsrates der Stadtwerke in dieser Woche über den Vorgang informieren lassen.

Sollen auch Buchhonorare offengelegt werden?

Die Veranstaltungsreihe "Atriumtalk" sei mit der Idee konzipiert worden, dass die Gäste ihr Honorar einem karitativen Zweck spenden, hieß es in der Mitteilung der Stadtwerke weiter. Dass Steinbrück davon nicht in Kenntnis gesetzt worden war, führten die Stadtwerke auf "Kommunikationsschwierigkeiten" mit der Agentur zurück, die die Talkrunde organisiert. Diese wollte sich am Montag nicht äußern.

Seit Wochen gibt es Diskussionen über die Nebeneinkünfte von Parlamentariern und die Frage nach ihrer Unabhängigkeit. Nach Medienberichten verdiente Steinbrück nicht nur die von ihm selbst veröffentlichten rund 1,25 Millionen Euro für Vorträge. Er soll zudem eine halbe Million Euro an Buchhonoraren erhalten haben.

Der Juso-Bundesvorsitzende Sascha Vogt sagte im Inforadio des RBB, er halte es für nichts Ehrenrühriges, ein Honorar anzunehmen, das einem angeboten werde. "Viel bedenklicher finde ich allerdings, was für gigantische Summen anscheinend von einem öffentlichen Betrieb ausgegeben werden für so einen Vortrag."

SPD-Chef Sigmar Gabriel zeigte sich am Montag dafür offen, auch Buchhonorare von Abgeordneten zu veröffentlichen. Er habe nichts gegen einen solchen Schritt, sagte er. Gabriel stellte aber klar, dass die SPD-Führung von Steinbrück nicht verlange, seine Buchentgelte offenzulegen. Es gebe keine explizite SPD-Forderung, dies im Abgeordnetengesetz zu regeln.

fab/dpa
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