Bundespräsident Union offen für Kampfkandidatur um Gauck-Nachfolge

Die Suche nach einem Konsenskandidaten in der Großen Koalition hakt. Deshalb erwägt Kanzlerin Merkel nun nach SPIEGEL-Informationen, einen eigenen Bewerber ins Rennen zu schicken.
Blick auf Schloss Bellevue in Berlin

Blick auf Schloss Bellevue in Berlin

Foto: Kay Nietfeld/ dpa

Die Chancen für einen gemeinsamen Bundespräsidentenkandidaten der schwarz-roten Koalition schwinden. Kanzlerin Angela Merkel zieht deshalb ernsthaft in Betracht, dass die Union einen eigenen Kandidaten für die Nachfolge von Joachim Gauck ins Rennen schickt. (Diese Meldung stammt aus dem SPIEGEL. Den neuen SPIEGEL finden Sie hier.)

Bereits vor zwei Wochen machte sie SPD-Chef Sigmar Gabriel das Angebot, dass Union und SPD mit getrennten Bewerbern in die Bundesversammlung ziehen, die den Präsidenten am 12. Februar 2017 wählen wird. Merkels Vorschlag: Falls weder der Kandidat der Union noch der der SPD im ersten Wahlgang die nötige absolute Mehrheit erziele, solle der unterlegene Bewerber darauf verzichten, im zweiten und dritten Wahlgang anzutreten.

In dem Gespräch am 6. Oktober im Kanzleramt, an dem auch CSU-Chef Horst Seehofer teilnahm, ließ es Gabriel nach Informationen des SPIEGEL aber offen, ob er sich auf die Idee einlässt. Eigentlich hatten sich SPD und Union darauf verständigt, einen Konsenskandidaten zu suchen. Diese Suche aber gestaltet sich schwierig.

Die Union ließ über einen Emissär sondieren, ob der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, für das höchste Staatsamt bereitsteht. Der derzeitige EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm fragte an, kam aber mit der Botschaft zurück, dass der 74-jährige Huber aus familiären und gesundheitlichen Gründen nicht zur Verfügung stehe.

Zuvor hatte sich SPD-Chef Gabriel schon eine Absage des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, abgeholt. Allerdings gibt es in der Union die Hoffnung, dass sich Voßkuhle noch umstimmen lässt, sollte Merkel persönlich vorstellig werden. Umgekehrt will offenbar Gabriel versuchen, Huber doch noch zu einer Kandidatur zu bewegen.

Ursprünglich wollte die Koalition in einem Treffen der Parteichefs am 28. Oktober die Gauck-Nachfolge beraten. Nun heißt es, dass die Entscheidung über den Kandidaten frühestens nach dem CSU-Parteitag Anfang November fallen wird.

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