Rede auf Parteitag Schröder streichelt die SPD-Seele
Es war sein erster Auftritt bei einem SPD-Parteitag seit acht Jahren, und er bekam auffallend viel Applaus: Gerhard Schröder hat in einer ungewohnt nachdenklichen Rede den großen Bogen gespannt - von Grass, Bahr und Schmidt zu Sigmar Gabriel.
Günter Grass, Egon Bahr, Helmut Schmidt: Drei große Sozialdemokraten sind in diesem Jahr gestorben. Altkanzler Gerhard Schröder hat die drei Männer in einer Rede zum Auftakt des SPD-Bundesparteitags in Berlin gewürdigt.
"Wir verbeugen uns vor großen Sozialdemokraten, deren Gedanken und Ideen uns begleiten werden", sagte Schröder. "Ihr Antrieb lautete, ohne Frieden ist alles nichts." Grass, Bahr und Schmidt hätten "die Demokratie mitgeformt, auf die wir stolz sein können".
Als Jungsozialist habe er alle drei begleitet, "nicht immer ohne Kritik", sagte Schröder. Später, als niedersächsischer Ministerpräsident, Bundeskanzler und SPD-Chef hätten sie ihn begleitet, auch das nicht immer ohne Kritik.
"Ihr Tod ruft uns in Erinnerung, was uns Sozialdemokraten im Kern zusammenhält - und was uns von anderen unterscheidet", sagte Schröder.
Schröder fordert Unterstützung für Gabriel
Er sei stolz gewesen, als Grass den Nobelpreis erhielt, so Schröder. Über Grass sagte er weiter: "Und er war stolz auf unser Nein zum Irakkrieg." Daraufhin unterbrachen die Delegierten erstmals die Rede mit lautem Applaus.
Der Altkanzler würdigte Bahr als "Glücksfall für die deutsche Sozialdemokratie". Schmidt habe die SPD "als Partei der wirtschaftlichen Kompetenz in der Mitte der Gesellschaft verankert", sagte Schröder. An dieser Stelle schlug er den Bogen zum heutigen SPD-Chef: "Das ist das, was Sigmar Gabriel jetzt versucht, und für das er jede Unterstützung verdient."
Es war Schröders erster Auftritt auf einem SPD-Bundesparteitag seit 2007. Zwei Jahre nach Ende seiner Amtszeit hatte der einstige rot-grüne Bundeskanzler damals ein Grußwort gesprochen. Viele Parteimitglieder verübeln Schröder noch immer die Agenda 2010 und sein Engagement für den russischen Gazprom-Konzern. Auch die Freundschaft des Ex-Kanzlers zum amtierenden russischen Präsidenten Wladimir Putin ist vielen nicht ganz geheuer.
Die Delegierten quittierten die ungewohnt nachdenkliche Rede am Donnerstag mit stehenden Ovationen. SPD-Chef Gabriel umarmte Schröder demonstrativ. Nach 20 Minuten auf dem Podium nahm Schröder in der ersten Reihe Platz.
Videoanalyse zum SPD-Parteitag
syd/dpa/Reuters