Risikogebiet Gesundheitsminister Spahn verteidigt Reisewarnung für Spanien

Gesundheitsminister Jens Spahn: "Partyurlaub ist in dieser Pandemie unverantwortlich"
Foto:John MacDougall/ AFP
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verteidigt die Reisewarnung der Bundesregierung für Spanien. "Das ist kein Reiseverbot, aber die klare Ansage: Wer aus dem Spanienurlaub kommt, muss in Quarantäne, solange er kein negatives Testergebnis hat", sagte Spahn der "Bild am Sonntag". "Und wer trotz Warnung nach Spanien fährt, sollte sich und andere auch im Urlaub schützen. Partyurlaub ist in dieser Pandemie unverantwortlich."
Am Freitag hatte die Bundesregierung die Reisewarnung auf das gesamte spanische Festland sowie die Balearen, also auch Mallorca, ausgedehnt. Ausgenommen sind nur die Kanarischen Inseln. Pauschaltouristen ermöglicht die Reisewarnung die kostenlose Kündigung des Reisevertrages.
Er wisse, was diese Entscheidung für Urlauber, Reisebüros und auch für Spanien bedeute, sagte Spahn. "Aber leider steigen die Infektionszahlen dort stark, zu stark."
Grünen-Chefin Annalena Baerbock warf dem Bundesgesundheitsminister nach der Entscheidung von Freitag ein "fatales Versäumnis" vor. Sie kritisierte, dass die Corona-Tests für Rückkehrer aus Risikoländern zu spät beschlossen worden seien. "Das hätte am Anfang der Sommerferien stehen müssen und nicht kurz vor Ende", sagte sie am Samstag am Rand eines Parteitags der nordrhein-westfälischen Grünen in Dortmund.
Falsch sei auch die Entscheidung der Europäischen Union, dass der Mittelplatz in Flugzeugen weiter besetzt werden dürfe. "Das ist ein absoluter Beschleuniger der ganzen Krise", so Baerbock weiter.
Pauschalreisen werden abgesagt
Nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes (DRV) befinden sich aktuell rund 30.000 deutsche Pauschaltouristen auf den Balearen, die meisten davon auf Mallorca. Sämtliche Reiseveranstalter würden in den kommenden Tagen geplante Reisen zu den betroffenen Zielen absagen, sagte ein DRV-Sprecher. Das gehöre zum Standardverfahren nach einer Reisewarnung.
So sagte Tui ab sofort alle Pauschalreisen aus Deutschland in die Region bis einschließlich 24. August ab. Reisende vor Ort bat der weltgrößte Touristikkonzern, binnen der kommenden sieben Tage zurückzureisen. Da die Rückkehrer nun aus einem Risikogebiet einreisten, seien sie in Deutschland zu einem Corona-Test verpflichtet, erklärte Tui.
Auslöser für die Reisewarnung der Bundesregierung war die zuletzt in Spanien stark gestiegene Zahl von Corona-Fällen. Allein am Freitag kamen knapp 3000 neue Fälle hinzu - fast doppelt so viele wie durchschnittlich in den ersten zwölf August-Tagen. Spanien verzeichnet mit insgesamt mehr als 342.000 Infizierten die höchste Zahl in Westeuropa. Für Deutschland meldete das Robert Koch-Institut am Samstag 222.828 bestätigte Corona-Fälle - 1415 mehr als am Vortag.