»Ich werde bis zum Schluss kämpfen« Gönül Örs ist nach türkischem Gefängnisurteil wieder in Köln

Vor zwei Wochen wurde Gönül Örs in der Türkei wegen einer Protestaktion zu mehr als zehn Jahren Haft verurteilt. Nachdem ihre Ausreisesperre aufgehoben wurde, ist sie jetzt wieder in Köln und will in Berufung gehen.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat Örs im Kölner Rathaus empfangen

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat Örs im Kölner Rathaus empfangen

Foto: David Young / dpa

Die in der Türkei zu einer hohen Freiheitsstrafe verurteilte Kölnerin Gönül Örs ist nach mehr als zwei Jahren wieder in Deutschland. An der Seite von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker zeigte sie sich am Freitag vor Freunden und Unterstützern im Kölner Rathaus und brachte ihre Erleichterung zum Ausdruck. »Ich bin einfach nur froh, zu Hause zu sein«, sagte die 39-Jährige. Vor zwei Wochen hatte ein Istanbuler Gericht sie unter anderem wegen Terrorvorwürfen zu zehn Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt. Die Ausreisesperre gegen sie wurde allerdings aufgehoben – diese Möglichkeit nutzte sie nun, um nach Deutschland zurückzukehren.

Die Richter in der Türkei verurteilten Örs für Terrorpropaganda zu einem Jahr und acht Monaten, für Freiheitsberaubung unter Gewaltanwendung zu fünf Jahren und für »Entführung oder Beschlagnahmung« von Beförderungsmitteln zu drei Jahren und neun Monaten Haft. Sie sprachen Örs in allen Anklagepunkten schuldig. In Köln betonte Örs ihre Unschuld. Sie werde in Berufung gehen und notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen. »Ich werde bis zum Schluss dafür kämpfen, weil ich unschuldig bin.«

Hintergrund der Anklage ist eine Protestaktion im Jahr 2012 auf einem Schiff in Köln. Örs wurde laut Gerichtsakten vorgeworfen, mit neun weiteren Personen das Schiff besetzt, Banner aufgehängt und PKK-Slogans gerufen zu haben. Sie weist die Vorwürfe zurück. In Deutschland wurden Ermittlungen gegen Örs in dem Fall nach Angaben ihrer Anwältin eingestellt.

Die Kölnerin war im Mai 2019 in die Türkei gereist, um ihre damals inhaftierte Mutter – die Sängerin Hozan Cane (Künstlername) – im Gefängnis zu besuchen. Örs wurde dann selbst festgenommen. Sie saß drei Monate in der Türkei in Untersuchungshaft und stand sechs Monate unter Hausarrest, ab Juni vergangenen Jahres galt eine Ausreisesperre. In Köln sagte Örs am Freitag, im Jahr 2019 sei ihr von der Reise in die Türkei abgeraten worden. Aber als Tochter habe sie gedacht, sie müsse dahin, um ihrer Mutter beizustehen.

Im Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre sagte sie, es seien »sehr harte Zeiten« gewesen. Eine Rückkehr in die Türkei schloss sie vorerst aus, weil es dort keine Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gebe. Erst wenn sich dies geändert habe, werde sie vielleicht umdenken, sagte Örs. In der kommenden Woche habe ihre Mutter einen Gerichtstermin. »Ich hoffe sehr, dass sie nächste Woche nach Hause kommt.« In Freiheit wolle ihre Mutter ein Lied singen, das sei ein Traum von ihr.

kim/dpa
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