GroKo in Meseberg Merkel sieht technische Dieselnachrüstungen skeptisch

Angela Merkel und Olaf Scholz
Foto: FABRIZIO BENSCH/ REUTERSBundeskanzlerin Angela Merkel hat sich in der Dieselkrise skeptisch zu technischen Dieselnachrüstungen geäußert. Hardwarenachrüstungen seien kostenintensiv, sagte die CDU-Regierungschefin nach der Klausurtagung der Großen Koalition in Schloss Meseberg. Die Bundesregierung werte derzeit noch verschiedene Gutachten zu Umbauten an Motor oder Abgasanlage aus, die die Autoindustrie als zu teuer und aufwendig ablehnt.
Nutzen und Kosten müssten in einem vernünftigen Verhältnis stehen, sagte Merkel. Die Autobranche habe einen klaren Plan vorgelegt, Software-Updates bis Ende 2018 abzuschließen. Zugleich sagte Merkel, sie habe "klare Erwartungen" an die Autoindustrie. Es seien erkennbar "gravierende Fehler" gemacht worden, für die weder die Kunden noch die Steuerzahler geradestehen könnten.
"Schwere Indizien" für Giftgaseinsatz durch Assad
Auch über den mutmaßlichen Giftgaseinsatz im syrischen Bürgerkrieg durch Machthaber Präsident Baschar al-Assad diskutierten die Koalitionäre von CDU, CSU und SPD. Es gebe sehr "schwere Indizien" für eine Verantwortung der syrischen Regierung für den jüngsten berichteten Chemiewaffeneinsatz in dem Land, sagte die Kanzlerin, die bisher auf eine Schuldzuweisung verzichtet hatte. Die Anwendung von chemischen Waffen sei "absolut zu verurteilen und zwar aufs Schärfste".

GroKo-Klausur in Meseberg: Klassenausflug ins Zauberschloss
Merkel bedauere außerordentlich, dass sich der Uno-Sicherheitsrat nicht auf den amerikanischen Vorschlag habe einigen können, sofort ein internationales Team zur Untersuchung des Vorfalls in die Region Ost-Ghuta entsenden zu können. "Über weitere Dinge möchte ich jetzt nicht reden", sagte sie. Die USA, Großbritannien und Frankreich diskutieren derweil bereits über eine Militäraktion. Russland versucht, dies zu verhindern.
Merkel und Scholz beschwören Einheit
Die erste Regierungsklausur nach der monatelangen Regierungsbildung war ansonsten davon geprägt, die Koalition aufeinander einzuschwören. SPD-Vizekanzler Olaf Scholz sagte: "Teambuilding gelungen. Der Rest kommt jetzt." Auch Merkel berichtete von einem "gut ausgeprägten Willen zur Zusammenarbeit".
Mit CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier (federführend), SPD-Umweltministerin Svenja Schulze, SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil und CSU-Innenminister Horst Seehofer sollen sich laut Merkel gleich vier Minister gemeinsam um den Kohleausstieg kümmern - in einer Kommission "Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung". Am 2. Mai will die Koalition zudem den Haushalt für das laufende Jahr im Kabinett verabschieden.
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