Fotostrecke

Männerüberschuss bei den Grünen: Frauen gesucht

Foto: Bündnis 90/Die Grünen

Grün sucht Frau Wer nervt mehr als Claudia Roth?

Sie waren die erste Quoten-Partei in Deutschland - aber beim weiblichen Mitgliederanteil hinken die Grünen ihrem eigenen Anspruch weit hinterher. Das soll nun eine Kampagne ändern, für die sich das grüne Spitzenquartett überraschend ironisch in Pose setzen ließ.

Berlin - Die Grünen haben ein Problem mit Frauen. Denn die Partei verzeichnet bei den Mitgliedern nach wie vor einen enormen Männerüberschuss. Von den aktuell gut 59.000 Grünen sind rund 62,6 Prozent männliche und nur etwa 37,4 Prozent weibliche Mitglieder.

Und das bei einer Partei, die schon für Gleichberechtigung kämpfte, als das Thema bei der Union noch als Tabu galt. Tatsächlich stehen die anderen Parteien noch viel schlechter da in Sachen Frauenanteil:

  • Die FDP kommt auf lediglich 23 Prozent,
  • die CDU auf 26, die CSU sogar nur auf rund 19 Prozent
  • und die SPD auf 31 Prozent.
  • Nur die Linke liegt mit etwas mehr als 37 Prozent weiblicher Mitglieder ungefähr bei dem Grünen-Wert.

Doch das eigene Missverhältnis wiegt für die Grünen besonders schwer, zumal ihnen die Quote als eine Art Glaubensbekenntnis gilt. Und offenbar fällt es auf Landes- und Kreisebene oft schwer, überhaupt Frauen für die quotierten Positionen aufzubieten. Das Dilemma hat inzwischen auch die Grünen-Führung erkannt.

Abhilfe soll nun eine Mitgliederwerbekampagne bringen, die ausdrücklich Frauen anspricht. "Wir sind die einzige Partei, in der Frauen und Männer auch dank der Quote wirklich gleichberechtigt Politik machen können", sagt Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke. "Dafür wollen wir vor allem noch viel mehr Frauen motivieren, bei uns mitzumachen."

Kampagne startet am Weltfrauentag

"PROJEKT fifty fifty" heißt die Kampagne, die Lemke zusammen mit Parteichefin Claudia Roth am Donnerstag starten wird - passender Weise am Weltfrauentag.

Roth und den anderen Spitzen-Grünen ist die Frauenwerbeaktion so wichtig, dass sie dafür sogar über ihren Schatten springen - und Selbstironie beweisen. Und das zu einem Zeitpunkt, wo sich Roth, Co-Parteichef Cem Özdemir sowie die Fraktionsvorsitzenden Renate Künast und Jürgen Trittin mit Blick auf die Spitzenkandidatur 2013 nervös belauern.

Vier zentrale Motive enthält die Kampagne, jeweils einer aus dem Spitzenquartett ist darauf abgebildet - und spielt mit seinem Image: Eine strahlende Parteichefin Roth ist zu sehen mit der Frage "Wer nervt mehr als Claudia?", der Co-Vorsitzende Özdemir lächelt zur Frage "Wer lässt Cem alt aussehen?". Und dann sind da noch die Fraktionschefs: "Wer rupft ein Hühnchen mit Renate?" ist neben einem Künast-Portrait zu lesen, die Frage zum sitzend fotografierten Trittin lautet: "Wer sägt an Jürgens Stuhl?"

Dazu immer der gleiche Appell an potentielle grüne Frauen, unter jedem der vier Motive: "Besser Du als irgendein Kerl."

Mit der "fifty fifty"-Kampagne, so glauben die Grünen, könnten sie die Parteienkonkurrenz endgültig abhängen in Sachen Frauenförderung. Und dabei am besten gleich noch FDP und Linke bei der absoluten Mitgliederzahl überholen. "Unser Ziel ist, bis zur Bundestagswahl auch bei den Mitgliedern drittstärkste Kraft zu werden", sagt Bundesgeschäftsführerin Lemke.

Das meint sie nicht ironisch.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren