In Deutschland wird etwa alle 45 Minuten eine Frau durch ihren Partner verletzt. Die Landesjustizminister der Grünen fordern nun einen konsequenteren Umgang mit Gewalt gegen Frauen.
Gewalt gegen Frauen: In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Tötungsdelikte an Frauen durch ihre (Ex)-Partner immer weiter gestiegen
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/ dpa
Frauen leben gefährlich – und zwar nur aus dem Grund, dass sie Frauen sind. Das zeigen auch Statistiken aus Deutschland. Die Landesjustizminister der Grünen haben nun darauf reagiert und fordern, dass frauenfeindlich motivierte Straftaten künftig "als solche benannt und bundeseinheitlich erfasst werden". Das geht aus einem gemeinsamen Beschluss der Ressortchefs hervor, der der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt.
Darin heißt es demnach, "die in den vergangenen vier Jahren immer weiter gestiegene Zahl von Tötungsdelikten an Frauen durch ihre (Ex-)Partner" besorge sie sehr. Statistisch betrachtet sei "an fast jedem dritten Tag eine Frau durch die Tat ihres Partners oder Ex-Partners gestorben". Umgerechnet werde alle 45 Minuten "eine Frau durch ihren Partner verletzt oder angegriffen".
"Bislang werden Straftaten, die aufgrund der Zugehörigkeit des Opfers zu einem bestimmten Geschlecht begangen werden, nicht explizit als "Hasskriminalität" kategorisiert, obwohl auch diesen Taten eine menschenfeindliche Weltanschauung zugrunde liegt", heißt es in dem Beschluss der Grünen-Politiker. "Durch eine Erweiterung der Definition um das Merkmal Geschlecht könnten daher zukünftig frauenfeindlich motivierte Straftaten, insbesondere auch im Internet und den sozialen Netzwerken, sichtbarer gemacht und langfristige Entwicklungen in diesem Bereich registriert werden."
Nach Angaben der Zeitung wollen die vier Justizministerinnen und -minister der Grünen – Dirk Behrendt (Berlin), Anna Gallina (Hamburg), Katja Meier (Sachsen) und Dirk Adams (Thüringen) – das Thema bei der kommenden Justizministerkonferenz auf die Tagesordnung setzen. Diese findet am 26. und 27. November statt.
Fast 140.000 registrierte Übergriffe in Beziehungen
Erst vor wenigen Wochen hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) eine Auswertung des Bundeskriminalamts (BKA) zu gewaltsamen Übergriffen in Beziehungen für 2019 vorgestellt. Demnach wurden allein im vergangenen Jahr fast 140.000 Gewalttaten in Beziehungen oder von Ex-Partnern registriert, die meisten Opfer waren dabei Frauen.
Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort. Rückschlüsse auf einen Anstieg der Gewalttaten lassen sich aber nur bedingt ziehen, weil die Dunkelziffer hoch ist und mehr bekannte Fälle auch bedeuten können, dass mehr Betroffene zur Polizei gehen.