Grüne Realos gehen in die Offensive

Realo-Köpfe Özdemir, Künast (Archivbild vom Februar): Neue Plattformen für Debatten
Foto: dapdBerlin - Zweieinhalb Tage saßen die Grünen-Bundestagsabgeordneten gerade bei ihrer Fraktionsklausur in Hannover beisammen, man debattierte über aktuelle Fragen wie die Euro-Krise oder die Renten-Frage. Aber eigentlich sind es zwei Unter-Fraktionen, die sich im Alten Rathaus der niedersächsischen Landeshauptstadt berieten: Ein Teil der 68 Abgeordneten zählt sich zum Linken-, der andere zum Realo-Flügel.
Für letzteren lief es jüngst allerdings nicht besonders: Der Flügel gilt als zerstritten, in der Spitzenkandidaten-Frage gab es keine klare Linie, nun treten mit Renate Künast und Katrin Göring-Eckardt zwei Realo-Frauen in der Urwahl gegeneinander an. Auch inhaltlich war von den Realos, die sich inzwischen lieber Reformer hören, wenig zu hören.
Das soll sich nun wieder ändern: Seit Donnerstag findet sich im Netz unter www.gruenereformer.de ein eigener Blog, dazu gibt es ein offenes Facebook-Forum der Realo-Reformer und einen Twitter-Account. Allerdings hinkt man in punkto Blog den Linken mal wieder hinterher - deren Flügel betreibt schon seit einiger Zeit die Seite www.gruen-links-denken.de .
"Es geht darum, dass sich unser Flügel öffnet", sagt Dieter Janecek, bayerischer Grünen-Chef und Koordinator der Länder-Reformer. Gemeinsam mit den Bundestagsabgeordneten Priska Hinz und Brigitte Pothmer verantwortet er die neuen Web-Aktivitäten seines Flügels. Sie wollen mehr nach außen kommunizieren und eine Plattform für inhaltliche Debatten liefern. Das dürfte auch im Interesse von Parteichef Cem Özdemir sein, einer der zentralen Figuren der Reformer. "Wir wollen zeigen, dass wir kein Flügel mehr von Joschkas Gnaden sein", sagt Janecek - Ex-Außenminister Joschka Fischer galt lange als die starke Figur der Realos.
Mit der aktuellen Spitzenkandidaten-Frage will man sich auf den neuen Reformer-Plattformen allerdings nicht beschäftigen. "Es sei denn, es geht dabei um inhaltliche Fragen", sagt Mit-Initiator Janecek. "Wahlkampf für eine unserer Kandidatinnen wird es jedenfalls nicht geben."