Grünen-Liste Bütikofer droht Kampfkandidatur zur Europawahl

Er war lange Jahre Parteichef, inzwischen führt er die deutschen Grünen-Abgeordneten im Europaparlament an - doch nun muss Reinhard Bütikofer um seinen Posten bangen: Parteifreund Sven Giegold erwägt auf dem Europaparteitag eine Kampfkandidatur.
Reinhard Bütikofer: Konkurrenz aus den eigenen Reihen für den Ex-Grünen-Chef

Reinhard Bütikofer: Konkurrenz aus den eigenen Reihen für den Ex-Grünen-Chef

Foto: Maurizio Gambarini/ dpa

Berlin - Es könnte ein ungemütliches Wochenende für Reinhard Bütikofer, 60, werden, wenn die Grünen in zwei Wochen in Dresden zu ihrem Europaparteitag zusammenkommen: Dem langjährigen Parteivorsitzenden droht in der sächsischen Hauptstadt eine Kampfkandidatur. Bütikofer, inzwischen Chef der deutschen Grünen-Abgeordneten im Europaparlament, tritt für Platz 2 auf der Liste seiner Partei für die Europawahl an - doch auf diesem Platz erwägt auch sein Parteifreund Sven Giegold, 44, eine Kandidatur.

Der Europa-Abgeordnete Giegold sagte SPIEGEL ONLINE: "Ich werde auf Platz 2 antreten, falls Rebecca Harms unsere Liste anführt." Für diesen Fall wolle er "der Partei ein Angebot zur personellen Erneuerung" machen, so der frühere Attac-Mann Giegold.

Dass Harms, 57, von den Delegierten wie schon 2009 zur deutschen Spitzenkandidatin gewählt wird, gilt als wahrscheinlich. Dann müsste sich Bütikofer wohl ernsthaft Sorgen um Listenplatz 2 machen: Sein möglicher Herausforderer hätte gute Chancen im Duell mit dem Ex-Parteichef, ist zu hören. Giegold, Mitglied der Präsidialversammlung des Evangelischen Kirchentags, wird bei den Grünen flügelübergreifend als Finanzexperte geschätzt, zudem genießt er bei der grünen Jugend großen Rückhalt.

Giegold hat seine Ambitionen auch in der Bewerbung an die Delegierten des Parteitags angekündigt. Dort schreibt er: "Ob ich letztlich auf Platz 2 oder 4 antrete, mache ich von Eurem Feedback und besonders vom Ausgang der Green Primary und ihren möglichen Auswirkungen auf Platz 1 abhängig."

Bei der Green Primary, der noch bis Mitte nächster Woche laufenden Urwahl zu den grünen europaweiten Spitzenkandidaten, entscheidet sich, mit welchen beiden Vorderleuten die Grünen europaweit bei den Wahlen im Mai antreten. Dafür kandidieren neben Rebecca Harms die junge deutsche Europa-Abgeordnete Ska Keller, die Italienerin Monica Frassoni und der Franzose José Bové.

Keller werden durchaus Chancen bei der Urwahl eingeräumt, bei der jeder Europäer über 16 Jahre abstimmen kann - doch selbst für den Fall einer Niederlage gilt Rebecca Harms für die deutsche Liste als Spitzenfrau gesetzt. Der Grund: Die Beteiligung bei der Primary dürfte so extrem niedrig ausfallen, dass das Ergebnis wenig Relevanz für die Entscheidung der Delegierten in Dresden hat.

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