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Günter Grass: Der alte Mann und die Partei

Foto: Peter Steffen/ picture alliance / dpa

Mitgliederentscheid Grass rät SPD-Basis von Großer Koalition ab

Die Koalitionsverhandlungen von Sozialdemokraten und Union sind in der Endphase - doch die SPD-Mitglieder können per Entscheid alles zu Fall bringen. Schriftsteller Günter Grass ermutigt die Basis nun zu diesem Schritt: "Ich kann nur raten, nicht in die Große Koalition zu gehen."

Lübeck - Mitten im Endspurt der Koalitionsverhandlungen meldet sich Günter Grass zu Wort: Der Schriftsteller, seit Jahrzehnten Symphatisant der SPD, hält nichts von einem Zusammengehen der Partei mit der Union auf Bundesebene. "Ich kann der SPD und ihren Mitgliedern nur raten, nicht in diese Große Koalition zu gehen", sagte er. Eine Große Koalition wäre übermächtig, für die Opposition bestünden praktisch keine Chancen mehr.

Seit Jahrzehnten schon ist Grass mit der Sozialdemokratie eng verbunden. Im Jahr 1961 reiste er zum ersten Mal im Wahlkampf-Tross von Willy Brandt mit, in "Aus dem Tagebuch einer Schnecke" schrieb er seine Wahlkampferlebnisse von 1969 nieder. Der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel sagte im vergangenen Jahr in einem SPIEGEL-Interview anerkennend: "Was hat Grass für die SPD geleistet, was hat er an Prügeln eingesteckt, als er für Willy Brandt Wahlkampf gemacht hat?" Und weiter: "Nicht nur die SPD, das ganze Land hat Grass viel zu verdanken."

Zuvor hatten einige SPD-Politiker angekündigt, sie wollten künftig auf die Hilfe des Schriftstellers verzichten. "Seine Zeit ist einfach vorbei", hieß es im April 2012. Auslöser war Grass' Israel-Gedicht: In "Was gesagt werden muss" hatte er angeprangert, Israel gefährde mit seiner Iran-Politik den Weltfrieden.

Unterstützung von Intellektuellen im Netz

Grass befürchtet jetzt, dass Union und SPD in einer Großen Koalition mehr oder weniger ihr politisches Gesicht verlieren könnten - "ohne dass etwas wegweisend Neues dabei herauskommt". Auch drohe das politische System Schaden zu nehmen. Sein Vorschlag: eine Minderheitsregierung von CDU/CSU, geduldet von SPD und Grünen.

Grass hatte mit seinem SPD-Engagement den Einsatz für die linke Sache unter Intellektuellen zur Frage des guten Tons gemacht. So kursiert auch jetzt im Internet ein Aufruf "Wider die Große Koalition". Darin heißt es: "Wenn der SPD die Courage fehlt, die Führung zu übernehmen, sollte sie in die Opposition gehen und sich von Grund auf erneuern." Zu den Erstunterzeichnern gehören: Konstantin Wecker, Roger Willemsen, Hanna Schygulla und die Humpe-Schwestern.

fln/dpa
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