
Günter Schabowski: Der Mann mit dem Zettel
Früheres SED-Politbüromitglied Günter Schabowski ist tot
Günter Schabowski war der Mann, der die Mauer öffnete. Nun ist er am frühen Sonntagmorgen im Alter von 86 Jahren in einem Berliner Pflegeheim gestorben. Das teilte seine Witwe Irina der Deutschen Presse-Agentur mit. Schabowski war seit langem schwer krank, wurde betreut und trat nicht mehr öffentlich auf.
Schabowski ging in die Geschichte ein, weil er am Abend des 9. November 1989 auf einer Pressekonferenz den entscheidenden Satz zur Öffnung der deutsch-deutschen Grenze sagte. Zunächst las das SED-Politbüromitglied dabei eine neue Regelung für Reisen ins westliche Ausland von einem Zettel ab, obwohl die Regelung eigentlich noch gar nicht veröffentlicht werden sollte.
Auf die Nachfrage eines Journalisten, ab wann die Regelung gelte, antwortete Schabowski dann: "Das tritt nach meiner Kenntnis... ist das sofort, unverzüglich." Damit war die Grenze faktisch geöffnet - und das Ende der SED-Herrschaft eingeleitet.
Wenig Tage nach der Maueröffnung, am 12. November, bezeichnete Schabowski das Verhalten der DDR-Bürger, die in den Westen und wieder zurück reisten, als "Demonstration von Volkssouveränität". Es gebe "keine Alternative zu dieser Politik" (sehen Sie hier das Video ).
Schabowski hatte seine Karriere einst als Journalist begonnen. 1952, mit 23 Jahren, trat er in die SED ein, 1978 wurde er Chefredakteur der Parteizeitung "Neues Deutschland", und 1984 schließlich Vollmitglied im Politbüro, dem höchsten Führungsgremium der Partei.
1990 wurde Schabowski aus der SED-Nachfolgepartei PDS ausgeschlossen. Im Gegensatz zu vielen anderen DDR-Politgrößen bekannte er sich zu Mitverantwortung und moralischer Schuld. Die DDR sei ein untaugliches System gewesen und an sich selbst zugrunde gegangen, sagte er.
Das Berliner Landgericht verurteilte ihn im August 1997 als Mitverantwortlichen für das menschenverachtende DDR-Grenzregime zu drei Jahren Haft wegen Totschlags. Der Bundesgerichtshof bestätigte das Urteil. Schabowski wurde im September 2000 begnadigt und nach weniger als einem Jahr aus dem offenen Vollzug aus dem Berliner Gefängnis Hakenfelde entlassen.