SPD-Generalsekretärin Barley
"Oettinger sollte sein Weltbild überprüfen"
In einer Rede lästert Günther Oettinger über Homosexuelle, Chinesen und Frauen. SPD-Generalsekretärin Barley warnt: "Ein Haushaltskommissar mit solchem Gedankengut könnte der ganzen EU Schaden zufügen."
Angesichts einer Rede von Günther Oettinger zweifelt die SPD-Generalsekretärin Katarina Barley an der Eignung des CDU-Politikers für das Amt des EU-Haushaltskommissars. "Jemand, der offene rassistische und homophobe Ressentiments bedient, disqualifiziert sich für politische Spitzenposten", sagte Barley SPIEGEL ONLINE.
"Günther Oettinger sollte mal dringend sein Weltbild überprüfen. Ein EU-Haushaltskommissar mit solchem Gedankengut könnte der ganzen EU Schaden zufügen", sagte Barley weiter.
Der EU-Kommissar hatte in einer Rede vor Unternehmern in Hamburg gegen Homosexuelle, Chinesen und Frauen gewettert. So sprach er unter anderem von der "Pflicht-Homoehe". Der Verleger Sebastian Marquart stellte einen Ausschnitt der Rede auf Youtube. Er habe angefangen zu filmen, als Oettinger von "Schlitzohren und Schlitzaugen" gesprochen habe, so Marquart.
Wörtlich sagt Oettinger: "Die deutsche Tagesordnung mit Mütterrente, Mindestrente, Rente mit 63, Betreuungsgeld, der komischen Maut - die aber nicht kommen wird -, bald noch mit der Pflicht-Homoehe - wenn sie dann eingeführt wird. Die deutsche Tagesordnung genügt meiner Erwartung an deutsche Verantwortung in keiner Form."
Seinen Unionskollegen und CSU-Chef Horst Seehofer bezeichnet Oettinger als "Populist light", weil er die Mütterrente fordere. Über chinesische Minister sagte er: "Alle: Anzug, Einreiher dunkelblau, alle Haare von links nach rechts mit schwarzer Schuhcreme gekämmt."
Die Bloggerin Journelle, die ebenfalls auf der Veranstaltung war, berichtet auf Twitter von der gleichen Wortwahl. Sie schreibt, wie es in Oettingers Rede um die Angst ging, dass die "Schlitzaugen" Europa überholen würden.
Oettinger ist bislang als EU-Kommissar zuständig für Digitalwirtschaft. Am Freitag hatte die EU-Kommission mitgeteilt, dass der CDU-Politiker neuer Haushalts- und Personalkommissar werde. Zugleich rücke er in die Riege der insgesamt sieben Vizepräsidenten der Kommission auf. Oettinger folgt auf die bisherige Haushaltskommissarin Kristalina Georgiewa. Die Ökonomin übernimmt ab Januar einen Spitzenposten bei der Weltbank.