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Ex-Außenminister: Westerwelle redet über den Krebs

Foto: Rolf Vennenbernd/ dpa

FDP-Politiker Westerwelle "Ich will unbedingt weiterleben"

Der frühere Außenminister Guido Westerwelle hat den Krebs besiegt. Im Gespräch mit dem SPIEGEL spricht der FDP-Politiker über die tückische Krankheit, seine Angst vor dem Tod - und darüber, wer ihm in der schwierigsten Phase seines Lebens Halt gegeben hat.

Guido Westerwelle hat schwere Zeiten hinter sich, aber er hat den Krebs besiegt. Erstmals seit seiner schweren Erkrankung geht er jetzt an die Öffentlichkeit, unter anderem in einem ausführlichen Gespräch im SPIEGEL. "Sie glauben gar nicht, was der Mensch alles aushält", sagte der ehemalige Außenminister und frühere FDP-Vorsitzende über die vergangenen Monate. (Lesen Sie hier das ganze Gespräch im neuen SPIEGEL.)

Im Juni 2014 war die Krankheit - Leukämie - bei Westerwelle entdeckt worden. Seine Ärzte drängten den Blutkrebs mit einer Transplantation von Stammzellen zurück. Nun muss sich sein Körper an das neue Immunsystem gewöhnen. "Ich wollte und ich will unbedingt weiterleben", sagte Westerwelle.

Im SPIEGEL erzählt er nun von der zufälligen Entdeckung seiner Krankheit, von den Qualen der Chemotherapie, vom Warten auf einen Spender, von seinen Hoffnungen, Enttäuschungen und Ängsten. "Schlimm war, als ich dachte, ich muss sterben", so Westerwelle. In dem Gespräch, das in Köln geführt wurde und vier Stunden dauerte, berichtet er auch freimütig von seiner Jugend in Bonn, von einem Versuch, ihm seine Homosexualität auszureden, von seinen guten und bösen Erfahrungen in der Politik und von dem Halt, den er bei seinem Ehemann Michael Mronz findet.

Westerwelle hat seine Erfahrungen auch in einem Buch mit dem früheren Stern-Chefredakteur Dominik Wichmann festgehalten, das in diesen Tagen erscheint und das er an diesem Sonntag zusammen in der Hauptstadt mit dem Journalisten vorstellt. Seit seiner Erkrankung hatte sich Westerwelle fast vollständig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, gelegentlich gab es Bilder von seltenen Auftritten, wie etwa vom Besuch des Großen Preis von Aachen im Mai 2015.

Aus der Politik zurückgezogen

Die Rückkehr an die Öffentlichkeit hatte Westerwelle vorsichtig eingeleitet. Erstmals hatte der 53-Jährige im September wieder in der Hauptstadt einen öffentlichen Termin wahrgenommen, zu dem auch Journalisten eingeladen waren - in den Räumen der von ihm kurz nach seinem Abgang als Außenminister mitgegründeten "Westerwelle-Foundation".

Aus der Politik hat sich Westerwelle zurückgezogen. Zwar steht er gelegentlich in Kontakt mit FDP-Chef Christian Lindner, doch äußert er sich nicht öffentlich zu Parteiinterna. Lindner war auch im September dabei, als in Düsseldorf die nordrhein-westfälische Ministerpräsidenten Hannelore Kraft (SPD) Westerwelle den Verdienstorden des Landes verlieh. Westerwelles Wahlkreis war bis zu seinem Ausscheiden aus der Politik Bonn, seine Heimatstadt.

Die FDP hatte Westerwelle bis zu dem von Parteimitgliedern erzwungenen Abgang im Frühjahr 2011 zehn Jahre lang geleitet. Von Herbst 2009 bis zum Dezember 2013 war er Außenminister der Bundesrepublik Deutschland. Unter seiner Führung hatten die Liberalen 2009 ihr bislang bestes Ergebnis erzielt (14,6 Prozent), konnten aber während der darauffolgenden schwarz-gelben Koalition ihr Wahlversprechen - Senkung der Steuern - nicht umsetzen. Das wurde auch Westerwelle angekreidet. Vor zwei Jahren kam die FDP erstmals in ihrer Geschichte nicht mehr in den Bundestag. In jüngsten Umfragen liegt sie bei fünf Prozent und könnte so die Rückkehr ins Parlament schaffen.

sev
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