S.P.O.N.-Kolumnist Gysi und Klöckner verteidigen Augstein gegen Antisemitismus-Vorwurf

Journalist Augstein (im November 2012 bei "Anne Will"): Vorwürfe und Unterstützung
Foto: Karlheinz Schindler/ dpaMainz/Berlin - Linken-Fraktionschef Gregor Gysi verteidigt den Journalisten und Verleger Jakob Augstein gegen Antisemitismus-Vorwürfe der US-amerikanischen Menschenrechtsorganisation Simon-Wiesenthal-Zentrum. Auch die CDU-Bundesvize Julia Klöckner springt dem SPIEGEL-ONLINE-Kolumnisten bei.
Augstein war vom Simon-Wiesenthal-Zentrum auf einer Rangliste der schlimmsten Antisemiten der Welt auf Platz neun gesetzt worden. Die Organistion hat sich dem Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus verschrieben. Sie rechtfertigt Augsteins Platzierung vor allem mit dessen Beiträgen auf SPIEGEL ONLINE, in denen er die israelische Regierung teilweise kritisiert.
Gysi nannte den Herausgeber der linken Wochenzeitung "Freitag" einen herausragenden und kritischen Journalisten, der teils berechtigte, teils unberechtigte Kritik an der Politik der israelischen Regierung übe. "Deshalb aus ihm einen Antisemiten schmieden zu wollen, geht völlig fehl und unterstützt den schleichenden Antisemitismus." Man müsse endlich lernen, sich mit offen ausgesprochener Kritik in der Sache auseinanderzusetzen, meinte Gysi.
Der Antisemitismus-Vorwurf gegen Augstein ist auch nach Ansicht von CDU-Politikerin Klöckner ungerechtfertigt. "Wenn jemand in einer freien Gesellschaft Regierungen kritisiert, ist das sein gutes Recht", sagte Klöckner an diesem Donnerstag. "Wenn man daraus Antisemitismus ableitet, dann ist das sehr gewagt."
Am Dienstag hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" die Attacke gegen Augstein als "unsinnig und lächerlich begründet" bezeichnet . Auch die "Berliner Zeitung" berichtet über den Fall und nennt Augsteins Kritik "weder besonders polemisch noch einseitig" .
Augstein selbst wies die Vorwürfe entschieden zurück. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum habe seinen ganzen Respekt, erklärte der Herausgeber der Wochenzeitung "Freitag". "Umso betrüblicher ist es, wenn dieser Kampf geschwächt wird. Das ist zwangsläufig der Fall, wenn kritischer Journalismus als rassistisch oder antisemitisch diffamiert wird."
Die Rangliste des Simon-Wiesenthal-Zentrums, das nach dem Holocaust-Überlebenden und Nazi-Jäger Simon Wiesenthal benannt ist, wird von den ägyptischen Muslimbrüdern angeführt. Zudem finden sich in dem Ranking das iranische Regime, der brasilianische Karikaturist Carlos Latuff und europäische - insbesondere englische - Fußballfans.