Hamburg Niels Annen verliert sein Direktmandat

Das Ergebnis ist denkbar knapp: Mit nur einer Stimme zu wenig unterlag der prominente SPD-Linke Annen beim Kampf um die Direktkandidatur für die Bundestagswahl im kommenden Jahr. Die Wahl gilt als umstritten. Der siegreiche SPD-Mann Ilkhanipour sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt.

Hamburg - Am Ende nun doch: Niels Annen hat den Kürzeren gezogen. Er musste sich am Samstag im Wahlkreis Eimsbüttel im Kampf um das Direktmandat knapp Hamburgs Juso-Chef Danial Ilkhanipour geschlagen geben. Der 27-Jährige erhielt auf einer Delegiertenkonferenz am Samstag nach Angaben eines Parteisprechers 45 Stimmen - genau eine mehr als der 35-jährige Annen.

Die Wahl gilt als umstritten. Kritiker werfen Ilkhanipour vor, seine Kandidatur erst bekanntgegeben zu haben, nachdem er Parteifreunde an entscheidenden Stellen installiert hatte.

In den vergangenen Wochen hatte es lange so ausgesehen, als wäre die erneute Aufstellung des Abgeordneten Annen lediglich eine reine Formalie. Schließlich war er der einzige Bewerber. In insgesamt acht Distriktversammlungen stellte Annen sich der Basis. In jeder Versammlung wurden Delegierte für die Wahlkreiskonferenz gewählt. Nachdem das letzte Basistreffen vorbei war, meldete sich dann überraschend der Gegenkandidat: Der 27-jährige Jurastudent Ilkhanipour, Vorsitzender der konservativen Hamburger Jusos.

Dann stellte sich auch noch heraus, dass die Jusos die Distriktversammlungen gezielt unterwandert hatten und in großer Zahl in der Wahlkreiskonferenz vertreten waren.

Selbst Schützenhilfe aus Berlin konnte Annen nun nicht mehr retten. SPD-Chef Franz Müntefering hatte noch persönlich interveniert und dem Hamburger Landesvorsitzenden Ingo Egloff am Telefon erklärt, Annen sei unverzichtbar. Außenminister Frank-Walter Steinmeier leistete indirekte Schützenhilfe: In einem Interview mit der Lokalzeitung "Hamburger Abendblatt" lobte er, Annen kümmere sich "hervorragend" um Afghanistan.

Annen war von 2001 bis 2004 Bundesvorsitzender der Jusos. Seit 2005 sitzt er im Bundestag. Er hat inzwischen ein gewisses Gewicht in der Partei erreicht. Als einer der Sprecher des linken Flügels zählt er zur bundespolitischen Prominenz, und als Außenpolitiker ist er eine der Nachwuchshoffnungen der Bundestagsfraktion.

ler/dpa

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