Vorläufige Auszählung abgeschlossen
FDP und AfD ziehen wohl wieder in die Hamburger Bürgerschaft ein
Nach der vereinfachten Auszählung zieht die FDP mit exakt 5,0 Prozent in die Bürgerschaft ein. Die AfD kommt demnach auf 5,3 Prozent. Sicher sind die Ergebnisse aber noch nicht.
Bei der FDP dauerte es bis in die späten Abendstunden, ehe sich vorsichtig gefreut werden konnte
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Bei der Wahl zur Hamburger Bürgerschaft haben FDP und AfD vorerst die Fünfprozenthürde geschafft. Die FDP kam einer von der Landeswahlleitung veröffentlichten vereinfachten Auszählung der Zweitstimmen zufolge auf 5,0 Prozent, die AfD auf 5,3 Prozent. Bei den Zahlen handelt es sich wegen des komplizierten Wahlrechts in Hamburg noch nicht um das vorläufige amtliche Ergebnis, das ist erst am Montagabend zu erwarten. Mit dem endgültigen amtlichen Ergebnis ist erst in gut zwei Wochen zu rechnen.
Unter anderem kann es noch zu Veränderungen der Ergebnisse durch die sogenannte Heilungsregel kommen. Formell ungültige Stimmen können nachträglich noch für gültig erklärt werden, sollten die fehlerhaft platzierten Stimmen ausschließlich für eine Partei oder Wählervereinigung abgegeben worden sein. Bei der FDP herrschte vorerst Erleichterung: "Das war eine Zitterpartie, natürlich. Aber wir können einiges ab. Wir sind Optimisten. Es liegt in unserer DNA. Wir haben es geschafft", sagte Spitzenkandidatin Anna von Treuenfels-Frowein.
FDP-Stimmen könnten verwechselt worden sein
Auch eine mögliche Verwechslung stellt den knappen Wiedereinzug der FDP in die Bürgerschaft infrage. In einem Wahllokal kamen die Liberalen nach der vereinfachten Auszählung am Sonntagabend auf 22,4 Prozent, die Grünen hingegen nur auf 5,1 Prozent. Landesweit war das Ergebnis umgekehrt ausgefallen. "Auffällig ist das auf jeden Fall", sagte Landeswahlleiter Oliver Rudolf der Deutschen Presse-Agentur. "Den Hinweis, dass es eine Auffälligkeit gibt, habe ich auch schon weitergegeben."
Sollte es eine Verwechslung der Zuordnung gegeben haben, würden auf die FDP 423 Stimmen weniger entfallen als bisher angenommen. Da die Partei nach den vorläufigen Zahlen nur um 121 Stimmen über der Fünfprozenthürde liegt, könnte dies dazu führen, dass sie den Einzug doch noch verpasst. "Das kann durchaus ausschlaggebend sein", sagte Rudolf. Alle Stimmen würden am Montag aber ohnehin erneut ausgezählt, sodass ein Irrtum dann auch festgestellt würde.
Ergebnisse der Hamburg-Wahl
AfD-Mann Nockemann sieht seine Partei als Opfer
Auch der AfD-Spitzenkandidat Dirk Nockemann zeigte sich erleichtert ob des knappen Wiedereinzugs seiner Partei. "Knapp drin ist in diesem Fall ein großer Erfolg, weil wir uns den Kampagnen des gesamten politischen Establishments dieser Stadt Hamburg ausgesetzt gesehen haben", sagte Nockemann. Im Wahlkampf habe es "unselige rhetorische Überspitzungen" seitens der anderen Parteien gegenüber der AfD gegeben. Prognosen und Hochrechnungen hatten die AfD unter fünf Prozent gesehen.
Nockemann sieht seine Partei als Opfer einer konzertierten Kampagne der anderen Parteien nach dem mutmaßlich rassistischen Anschlag von Hanau: "Die Kampagne bestand darin, dass in schamloser Art und Weise immer so getan worden ist, als hätte die gesamte AfD in Hanau den Finger am Abzug gehabt."
Deutlicher Sieger der Wahl ist die SPD mit 39,0 Prozent, gefolgt von den Grünen mit 24,2 Prozent. Die CDU enttäuschte mit nur 11,2 Prozent, die Linken verbesserten sich mit 9,1 Prozent. Die rot-grüne Koalition kommt in der künftigen Bürgerschaft auf eine komfortable Mehrheit. Die Wahlbeteiligung legte deutlich zu, nach 56,5 Prozent bei der Bürgerschaftswahl 2015 gaben in diesem Jahr 63,3 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen ab.