Kommentar zur Hamburg-Wahl Drei Sieger, die man sich merken muss

Olaf Scholz mag hölzern wirken, aber er vermittelt Zuverlässigkeit - deshalb kann er es noch weit bringen. Genauso wie zwei andere Gewinner der Hamburg-Wahl.
Kommentar zur Hamburg-Wahl: Drei Sieger, die man sich merken muss

Kommentar zur Hamburg-Wahl: Drei Sieger, die man sich merken muss

Foto: MORRIS MAC MATZEN/ REUTERS

In Hamburg, dieser stolzen, schönen Stadt, haben viele die CDU-Regierungsjahre unter Ole von Beust immer als Betriebsunfall der Geschichte angesehen. Hamburg ist eine SPD-Hochburg, auch weil es rote Bürgermeister wie Hans-Ulrich Klose, Klaus von Dohnanyi oder Henning Voscherau jahrelang verstanden haben, wirtschaftsfreundliche, liberale Stadtpolitik mit sozialer Wärme zu verbinden.

Olaf Scholz tut es ihnen gleich, deshalb ist er der große Sieger dieser Wahl. Womöglich hat er die absolute Mehrheit verloren, aber gut 47 Prozent sind so oder so ein stattliches Ergebnis. Die CDU ist wieder das, was sie in der Hansestadt viele Jahre lang eh war: ein Trümmerfeld.

Scholz mag bisweilen hölzern wirken, er ist auch kein mitreißender Redner. Aber er gilt als kompetenter Macher, der jene Zuverlässigkeit und Unaufgeregtheit ausstrahlt, nach der sich viele Wähler in unübersichtlichen Zeiten sehnen - siehe Angela Merkel.

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Foto: Axel Heimken/ dpa

So ist es keine Übertreibung zu sagen, dass sich Scholz mit diesem Erfolg an Platz zwei der inoffiziellen SPD-Hierarchie geschoben hat, direkt hinter den Vorsitzenden Sigmar Gabriel. Wenn es in den nächsten Jahren um die Frage geht, wer SPD-Kanzlerkandidat werden soll, wird der Name Scholz eine wichtige Rolle spielen. Er präsentiert ein mögliches Erfolgsrezept, wie die SPD auch im Bund aus dem 20-Prozent-Turm herausfinden kann.

Scholz lässt die entzauberte Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, klar hinter sich, ebenso wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier, dem sowieso eher Ambitionen auf das Bundespräsidialamt nachgesagt werden.

Die beiden anderen großen Sieger dieser Wahl heißen FDP-Chef Christian Lindner und seine Statthalterin Katja Suding. Die beiden Namen muss man sich ebenfalls für die Zukunft merken. Natürlich haben die Liberalen von der Schwäche der Hamburger CDU profitiert, das wird in anderen Bundesländern nicht automatisch ähnlich laufen. Und im Bund dominiert Angela Merkel das bürgerliche Wählerlager übermächtig.

In Hamburg wird jedoch deutlich, wie die FDP wieder punkten kann: Mit einem klaren Profil als moderne, marktliberale, weltoffene Partei. Und mit geschickten, selbstbewussten Kandidaten wie Katja Suding. Die Lindner-FDP ist noch nicht genesen, aber sie ist in Hamburg aus dem politischen Koma erwacht. Das ist gut, sie wird gebraucht - auch um zu verhindern, dass die Pseudoliberalen von der AfD noch stärker werden.

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