Hannelore Kraft über SPD-Kanzlerkandidat "Ich weiß, wer es wird, aber ich sage es nicht"

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD)
Foto: Federico Gambarini/ dpaDie Entscheidung über den SPD-Kanzlerkandidaten ist getroffen - das sagt jedenfalls Hannelore Kraft. Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin und SPD-Bundesvize erklärte beim "Ständehaus-Treff" der "Rheinischen Post" in Düsseldorf nach einem Bericht der Zeitung: "Ich weiß, wer es wird, aber ich sage es Ihnen nicht."
Dabei hatte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley gerade noch die Möglichkeit eines Mitgliederentscheids über die Frage der Kanzlerkandidatur in Spiel gebracht. "Wenn wir mehrere Kandidierende haben, die sich zur Wahl stellen, dann werden wir eine Urwahl durchführen", sagte sie am Montag.
Zwar verlautete umgehend aus SPD-Führungskreisen, es werde aller Voraussicht nach keinen Mitgliederentscheid geben. SPD-Arbeitsministerin Andrea Nahles sagte dem "Tagesspiegel" eine Mitgliederbefragung stehe nicht zur Debatte: "Das ist Quatsch." Die SPD habe einen Fahrplan und der gelte: "Ende Januar wird entschieden, wer für die SPD ins Rennen geht." Schon vor Krafts Äußerung hatte es Zweifel daran gegeben, ob dieser Zeitplan zu halten ist oder ob es nicht auf eine frühere Bekanntgabe hinausläuft.
Die Kraft-Äußerung führte zu kritischen Reaktionen beim Koalitionspartner. "Wie fördert man Verdrossenheit und Populismus? Frau Kraft, weiß genau, wer SPD-Kanzlerkandidat wird und bis Februar wird Theater gespielt", schrieb der stellvertretende CDU-Vorsitzende Armin Laschet im Kurznachrichtendienst Twitter.
Wie fördert man Verdrossenheit und Populismus? Frau Kraft, weiß genau, wer SPD-Kanzlerkandidat wird und bis Februar wird Theater gespielt. https://t.co/HiohGsItpY
— Armin Laschet (@ArminLaschet) November 28, 2016
Kraft hatte sich vor zwei Wochen im "Tagesspiegel" für Parteichef Sigmar Gabriel in der K-Frage ausgesprochen. Im Mai nächsten Jahres wird in NRW gewählt. Kraft, die Regierungschefin in Düsseldorf bleiben will, dringt seit Längerem auf eine Entscheidung bei der Kandidatenkür. Sie will Klarheit haben, bevor der Wahlkampf an Rhein und Ruhr richtig losgeht.
Gabriel hat als Vorsitzender das erste Zugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur - und er hat wohl auch längst entschieden, als Herausforderer von Kanzlerin Angela Merkel in die kommende Bundestagswahl zu ziehen. Auch EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, der in die Bundespolitik wechselt, werden Ambitionen auf eine Kandidatur nachgesagt. Aber Schulz steht zu der Vereinbarung mit seinem Freund Gabriel, dass er nur als Kandidat zur Verfügung steht, falls der Vorsitzende doch nicht will. Als Dritten gibt es noch Hamburgs Regierungschef Olaf Scholz, der potenziell Ambitionen in der K-Frage anmelden könnte.