Dieser Beitrag wurde am 28.08.2016 auf bento.de veröffentlicht.
Früher war das Leben als Politiker relativ einfach: Bei Live-Auftritten musste man ein bisschen aufpassen, nichts Falsches zu sagen. Den Rest erledigte der Pressesprecher. Heute gibt es Twitter und Facebook. Der Daumen zuckt und schon hat man womöglich das getwittert, was man sonst am Samstagabend nur halblaut ins Rotweinglas gesprochen hätte.
Der jüngste Fall: Hans-Peter Friedrich.
Der CSU-Politiker und ehemalige Bundesinnenminister twitterte Samstagnacht um 0.45 Uhr:
Wen Friedrich mit "dem ganzen linken Pack" genau meint, bleibt unklar. Zumindest glaubt er offenbar eine ähnliche Beziehung zum "linken Pack" zu haben wie Sigmar Gabriel zu Neonazis. Der hatte jüngst pöbelnden Mitgliedern der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" den Stinkefinger gezeigt, weil die ihn als "Volksverräter" beschimpft hatten.
Außerdem hatte Gabriel nach den fremdenfeindlichen Ausschreitungen im sächsischen Heidenau die rechten Randalierer als Pack bezeichnet. Dass Friedrich von "linkem Pack" schreibt, dürfte also kein Zufall sein.
Hans-Peter Friedrich eskaliert
Friedrichs pauschale Verunglimpfung der Linken als "Pack" und sein indirekter Neonazi-Vergleich sorgen bei vielen Twitter-Usern für Empörung. Einige fragen sich sogar, ob der von Twitter verifizierte Account möglicherweise gehackt worden sein könnte.
Auf einen gehackten Account weist bislang nichts hin. Im Gegenteil: Friedrich ist seit dem 18. März auf Twitter, fast jeder seiner Tweets polarisiert. Sein jüngster Aussetzer passt ins Bild einer immer weiter eskalierenden Timeline. Der bisherige Höhepunkt: Mitte August legte der CSU-Politiker Angela Merkel indirekt den Parteiaustritt nahe:
Friedrich stellt sich offen gegen Merkels Flüchtlingspolitik. Schon 2014 nannte er ihre Politik im SPIEGEL einen "verheerenden Fehler". Auf Twitter lässt er keine Gelegenheit aus, die Kanzlerin zu kritisieren. Auch die AfD kriegt ihr Fett weg. Dennoch sind Friedrichs Positionen denen von AfD und Pegida oft erstaunlich ähnlich.
Selbst die typischen drei Ausrufezeichen am Satzende scheint er sich angewöhnt zu haben.