Hausmitteilung Erziehung, AfD, Kellermayr
Erziehung

Markus Deggerich (l.), mit Ricarda Biebl und ihrem Mann Stefan Biebl-Piesker
Foto: privatKeine Regeln, kein Respekt, dafür aber laut und renitent: Eltern, so die oft gehörte Klage, kapitulieren heute vor dem König Kind. Doch stimmt das eigentlich? Oder scheitern moderne Eltern eher an verkrusteten gesellschaftlichen Traditionen und Strukturen? Auf der Suche nach Antworten sprach ein Team aus Redakteurinnen und Redakteuren, selbst alle Eltern, mit Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis. Sie beobachteten Kinder in ihrem Alltag, begleiteten Eltern und Erzieherinnen – und trafen Menschen, denen die Kinder von heute auf die Nerven gehen. Titelautor Markus Deggerich etwa reiste zu Ricarda Biebl und ihrem Mann Stefan Biebl-Piesker nach Dierhagen an der Ostsee. Die Gastronomenfamilie will Kinder in ihrem Restaurant nicht mehr bedienen. »Bei den Erziehungszielen«, sagt Deggerich, »sind sich die Deutschen eigentlich einig; aber nicht über den Weg wie diese Ziele zu erreichen sind«. Vor allem zwischen den Generationen wird über die richtige Erziehung gestritten. Redakteurin Heike Klovert bat daher drei Mütter aus derselben Familie, Anne Päts, 38, Michaele Steinbach, 64, und Erika Seiffert, 86, zu einem Gespräch und war beeindruckt. »Sie konnten sich harte Dinge sagen, ohne in Vorwürfe und Streit abzugleiten«, sagt die Redakteurin, »das dürfte in vielen anderen Familien nicht so gut gehen.«
AfD

Höcke, Müller (r.).
Foto: Hermann Bredehorst/ DER SPIEGELBjörn Höcke, beurlaubter Lehrer, Oberideologe und Landeschef der AfD in Thüringen, tritt inzwischen als wahrer Anführer der Partei auf. Höcke hat seit dem AfD-Parteitag in Riesa eine Mehrheit, auch im Bundesvorstand. Wie er versucht, die Angst der Menschen vor steigenden Preisen und kalten Wohnzimmern für seine Ziele auszunutzen, hat Redakteurin Ann-Katrin Müller beobachtet. Sie begleitet die extrem Rechten schon lange und war in den letzten Wochen auf vielen AfD-Veranstaltungen, oft trat auch Höcke auf. Medien mag der Politiker nicht, er schimpft ständig über Journalistinnen und Journalisten, genauso wie es auch seine Fans tun. »Da habe ich mir schon allerlei Beleidigungen anhören dürfen, gegen mich als Redakteurin und als Frau«, sagt Müller. Nach über drei Jahren ließ sich der Thüringer Fraktionsvorsitzende nun jedoch erstmals wieder auf ein Gespräch mit dem SPIEGEL ein – und verlegte es kurzerhand in den Steigerwald bei Erfurt. »Höcke hat ein Gespür für Momente und Inszenierung«, sagt Müller, »aber seine rechtsextremen Einstellungen kann er nicht verstecken, auch wenn er nicht als Rechtsextremist bezeichnet werden will«.
Kellermayr

Sie klärte über Corona auf, impfte Tausende von Menschen und äußerte sich politisch. Deshalb wurde die österreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr von Impfgegnern über viele Monate hinweg im Netz beleidigt und bedroht. Kellermayr fühlte sich dem Hass schutzlos ausgeliefert, von Politik und Behörden allein gelassen. Ende Juli nahm sich die Ärztin das Leben. Oliver Das Gupta hat die 36-Jährige vorher zweimal in ihrer Praxis am Attersee besucht, telefonierte zuletzt in der Nacht vor ihrem Tod mit ihr. Mit Johanna Jürgens und Antje Windmann zeichnet er nun nach, wie Kellermayr versuchte, sich vor Angreifern zu schützen, und wie ihre Angst sie am Ende in den Ruin stürzte. »Die Geschichte von Lisa-Maria Kellermayr zeigt«, sagt Windmann, »dass Worte einen Menschen zerstören können«.