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Hausmitteilung Geschwister, Belarus, Freitod, Darja Nawalnaja

aus DER SPIEGEL 51/2021

Titel

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Ralf Baumgarten

Kaum eine Beziehung währt so lange, ist so grundsätzlich und kann so kompliziert sein wie die zwischen Geschwistern. Geschwister sind für immer verbunden, noch als Erwachsene geraten sie aneinander, bei Familientreffen, zu Weihnachten oder wenn der Nachlass der Eltern zu regeln ist. Dann streiten sie oft wie die Kinder, die sie früher waren. SPIEGEL-Redakteurin Katja Thimm hat für die Titelgeschichte mit zahlreichen Geschwistern und Fachleuten in Deutschland über diese besondere Beziehung gesprochen, manche Geschwister waren jung, andere blickten auf ein langes Leben zurück. Immer ging es darum zu klären, was eine gelingende Beziehung ausmacht, was ihr schadet, wie man Konflikte beendet oder sie mildert. Thimm: »Den Geschwistern war gemeinsam, dass sie sich ein gutes Verhältnis wünschen – auch wenn sie jahrelang keinen Kontakt hatten.«

Belarus

Über Wochen saßen im Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus Tausende Geflüchtete fest, weil Soldaten ihnen den Weg nach Westen versperrten – und auch den Weg zurück. Mindestens 17 Menschen starben. Wer waren sie? Wo kamen sie her? Und wo wollten sie hin? Mehrere Reporterinnen und Reporter des SPIEGEL recherchierten wochenlang die Geschichten und Schicksale. Sie gingen Gerüchten auf Facebook und TikTok nach, sichteten Chatnachrichten, sprachen mit Angehörigen, Ermittlern, Ärzten, Sicherheitskräften, Menschenrechtsaktivisten, reisten nach Belarus, Polen und in den Irak. »Europäische Politiker haben die Migrantinnen und Migranten entmenschlicht, indem sie sie als ›Waffen‹ in einem ›hybriden Krieg‹ bezeichneten«, sagt SPIEGEL-Redakteur Maximilian Popp. »Unser Text gibt den Toten einen Namen und ein Gesicht.«

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Maria Schiffer / DER SPIEGEL

Am Nachmittag des 14. September übergoss sich mitten auf dem belebten Berliner Alexanderplatz eine Frau mit Benzin und zündete sich an. Ella Nik Bayan starb noch am selben Nachmittag im Krankenhaus, sie hinterließ kein Manifest, keine Botschaft. Dabei sind öffentliche Selbstverbrennungen, diese grausame Art des Suizids, meist auch eine Form des politischen Protests. SPIEGEL-Redakteurin Dialika Neufeld hat sich in Berlin und Magdeburg auf Spurensuche begeben, um sich dem Menschen hinter dieser Tat zu nähern – einer transgeschlechtlichen Frau, die aus Iran geflüchtet war. »Sie war beliebt, gut integriert, sprach fließend Deutsch, arbeitete und kam trotzdem niemals wirklich an«, so Neufeld. Am Ende ist sie wohl verzweifelt an der Diskriminierung, die sie im Alltag erlebte – und an der Gesetzeslage in diesem Land.

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Guillaume Chauvin / DER SPIEGEL

Es ist nicht einfach, Tochter eines Politikers zu sein. Vor allem, wenn dieser Politiker von staatlichen Stellen verfolgt, mutmaßlich vergiftet, eingesperrt wird. Darja Nawalnaja hat in dieser Woche den Sacharow-Preis des EU-Parlaments für ihren Vater Alexej Nawalny entgegengenommen. Christian Esch, Leiter des Moskauer Büros des SPIEGEL, hat sie vor ihrem Auftritt in Straßburg getroffen und interviewt. Nawalnaja erzählte ihm von einer Kindheit in Putins Russland, von Besuchen im Straflager und schwierigen Abschieden. Ein »Papakind« nennt sich Nawalnaja, die in Stanford Psychologie studiert. »Man merkt, wie eng das Band zum Vater ist«, sagt Esch.

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