Hausmitteilung Italien, Serienmörder, Deserteure, Philipp Lahm
Italien

Der Wahlsieg der Postfaschistin Giorgia Meloni gilt selbst im skandalerprobten Italien als Kulturbruch. Endlich wird wohl mal eine Frau Regierungschefin in diesem Land werden, und dann ist es ausgerechnet eine postfaschistische Politikerin, die mit dem Erbe Mussolini flirtet und Deutschland mit Argwohn betrachtet. Wie ist das möglich? Italienkorrespondent Frank Hornig suchte Antworten bei Menschen, die Italien und die Italiener sehr gut kennen. Er sprach unter anderem mit Edith Bruck, einer Holocaust-Überlebende aus Rom und Schriftstellerin, eine Frau, die trotz des Unheils, das ihr im Laufe ihres langen Lebens widerfuhr, den Glauben an die Menschheit nicht verloren hat: »Jetzt aber scheint sie resigniert zu haben.«
Chefs eines Serienmörders

Der Krankenpfleger Niels Högel war der schlimmste Serienmörder der deutschen Nachkriegsgeschichte, er tötete mindestens 87 Patienten in Kliniken im niedersächsischen Oldenburg und Delmenhorst. 17 Jahre nach seiner Entdeckung stehen nun Ärzte, Pfleger, ein früherer Geschäftsführer vor Gericht. Sie sollen geahnt haben, dass Högel mordete, aber sie sind nicht eingeschritten, aus Angst um den Ruf ihrer Krankenhäuser. Trotzdem werden wohl bald alle Angeklagten freigesprochen. SPIEGEL-Gerichtsreporterin Julia Jüttner begleitete das Verfahren von Anfang an, sie beschreibt das Justizdebakel und erklärt, warum es keine Beweise für die Vorwürfe der Ankläger gibt und warum Krankenhäuser ideale Tatorte für Serienmörder sind. »Für die Hinterbliebenen der Opfer bleibt es ein bitteres Ende«, sagt Jüttner.
Deserteure

Russlands Armee ist in einem desolaten Zustand, Präsident Wladimir Putin will die Situation verbessern und Hunderttausende weitere Männer in die Ukraine schicken. Wie sinnlos und schlecht organisiert der Einsatz der Armee ist, beschrieb der russische Soldat Pawel Filatjew schon im Sommer. Filatjew war Teil einer Einheit, die die Ukraine überfiel – und so schockiert von dem Angriff, dass er seine Erlebnisse publik machte. Er musste daraufhin ins Ausland fliehen. SPIEGEL-Redakteurin Alexandra Rojkov traf ihn in Frankreich, wo er nun lebt. Sie und Filatjew verbindet eine Gemeinsamkeit: Auch Rojkovs Vater desertierte vor Jahrzehnten aus der russischen Armee, weil er seinen Dienst als sinnlos empfand. »Filatjew hat sich so verhalten, wie man es sich von vielen Russen wünschen würde«, so Rojkov. »Aber er hat wenig erreicht – und einen hohen persönlichen Preis gezahlt.«
Philipp Lahm

Peter Rigaud / DER SPIEGEL
Der ehemalige Nationalspieler Philipp Lahm war schon immer darauf bedacht, so wenig Fehler wie möglich zu machen. In seiner gesamten Karriere sah er keine einzige rote oder gelbrote Karte. Heute ist Lahm Geschäftsmann, saniert in Not geratene Unternehmen, organisiert Sommercamps für Kinder und wirbt als oberster Repräsentant für die EM 2024 in Deutschland, das erste große Turnier nach der umstrittenen WM in Katar. Kann Lahm seinen eigenen Ansprüchen immer noch gerecht werden? Kann er fair sein und erfolgreich? Diesen Fragen ging SPIEGEL-Reporter Marc Hujer nach, als er Lahm begleitete. Hujer lernte einen Mann kennen, der sehr kontrolliert ist und erstaunlich uneitel. »Die größte Schwäche vieler Menschen ist ihre Eitelkeit«, sagt Hujer, »Philipp Lahm versucht erst gar nicht, cool zu sein.«