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Hausmitteilung Merkel, Manning, Taiwan, SPIEGEL BESTSELLER

aus DER SPIEGEL 48/2022

Titel

Foto: Peter Rigaud / DER SPIEGEL

Am Abend bevor Angela Merkel aus dem Kanzleramt auszog, war SPIEGEL-Reporter Alexander Osang ein letztes Mal dort. Ihr Büro wurde gerade leer geräumt, die Kanzlerin war schon nicht mehr da. Ein Jahr ist das her. Damals schien sie in Frieden zu gehen, eine Frau, die 16 Jahre lang Krisen gemanagt und Konflikte eingedämmt hatte. Merkel zog sich zurück, um durchzuatmen und ihre Erinnerungen aufzuschreiben. Doch dann überfiel Russland die Ukraine, und ihr Vermächtnis verdunkelte sich. Osang hat Merkel in diesem Jahr immer wieder getroffen. Zum privaten Abendessen, in ihrem neuen Büro und in ihrer Heimat, der Uckermark, wo er mit ihr durch den Herbstwald spazierte. Er erlebte eine Frau, die eine neue Rolle sucht. Allein und mitunter ratlos, aber keineswegs verzagt. Merkel recherchiert in der Literatur und der Geschichte nach größeren Zusammenhängen, in denen sie sich bewegte. »Sie scheint keine Lust zu haben, sich für ihre Politik zu entschuldigen, solange sie nicht weiß, ob sie am Ende vielleicht doch in einigen Punkten recht hatte«, sagt Osang.

Manning

Foto:

Michael Kohls / DER SPIEGEL

Als die WikiLeaks-Informantin Chelsea Manning (M.) sich vergangenen Dienstag mit dem SPIEGEL traf, hätte der Kon­trast zwischen dem Ort der Begegnung und Mannings Erzählungen kaum krasser ausfallen können. Die ehemalige Analystin der US-Armee, die Hunderttausende Geheim­dokumente an die Enthüllungsplattform WikiLeaks weitergereicht hat, empfing in der plüschigen Suite eines vorweihnachtlich dekorierten Hamburger Luxushotels. Manning war nach Deutschland gekommen, um ihre Memoiren vorzustellen. Den SPIEGEL-Leuten Angela Gruber und Marcel Rosenbach berichtete sie eindringlich über die rund acht Jahre, die sie in Haft verbrachte, und ihr neues Leben danach. Bei Rosenbach weckte das Treffen Erinnerungen: Er war Teil des SPIEGEL-Teams, das 2010 aus Mannings Leaks in drei Titelgeschichten und einem Sonderheft berichtete. Gruber, die Manning bereits 2018 interviewt hat, ist beeindruckt von deren Streben nach Un­abhängigkeit: »Sie will sich von keiner Gruppe vereinnahmen lassen. Dafür nimmt sie sogar in Kauf, Unterstützer zu verprellen.«

Taiwan

Foto: An Rong Xu / DER SPIEGEL

An vielen Gebäuden der taiwanischen Hauptstadt Taipeh klebt ein gelbes Schild, das kaum einer beachtet. Es verweist auf einen Luftschutzbunker. Muss die Inselrepublik tatsächlich einen Angriff Chinas fürchten – und wie gut wäre sie vorbereitet? SPIEGEL-Redakteurin Katharina Graça Peters sprach mit Fischern wie Chen Wen-chin, die unter chinesischen Sanktionen leiden, und ließ sich erklären, wie Faktenchecker gegen Propaganda aus Peking vorgehen. Immer mehr Taiwaner wollen sich vorbereiten, etwa in Erste-Hilfe-Kursen, wo sie lernen, Schussver­letzungen zu versorgen. Zugleich sind sie stolz auf ihre offene Gesellschaft. Durch Taipeh ziehen Pride-Paraden, Frauen sind bessergestellt als in anderen Staaten der Region. Teil der Volksrepublik China zu werden und so ihre Freiheiten zu verlieren ist vor allem für die Jüngeren undenkbar.

SPIEGEL BESTSELLER

Im neuen SPIEGEL BESTSELLER erzählt die Autorin Donna Leon, weshalb sie auch nach 30 Jahren noch gern Zeit mit dem von ihr erdachten venezianischen Commissario Brunetti verbringt. Und warum sie nicht will, dass ihre Krimis auf Italienisch erscheinen. Außerdem: ein Treffen mit Mariana Leky, das ähnlich witzig verlief, wie es Lekys Bücher sind. Sowie Antworten auf die Frage, wie gut es Megastars wie Beyoncé oder Rihanna gelingt, Job und Mutterschaft zu vereinbaren. SPIEGEL BESTSELLER liegt einem Teil der Auflage bei.

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