Brief an von der Leyen Heckler & Koch mault über Vorgaben für Sturmgewehr

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat wieder einmal Ärger mit einem Lieferanten. Diesmal ist es Heckler & Koch. Der Waffenhersteller hält die Vorgaben für seine Ingenieure für Blödsinn.
Sturmgewehr G36: "Munitionsbedingt leistungsschwaches Gewehrmodell"

Sturmgewehr G36: "Munitionsbedingt leistungsschwaches Gewehrmodell"

Foto: Patrick Seeger/DPA

Der Waffenhersteller Heckler & Koch will offenbar Änderungen in der bereits laufenden Ausschreibung für das neue Sturmgewehr der Bundeswehr erreichen. Die Geschäftsführung des Unternehmens werfe Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zugleich vor, keine faire und sachkundige Auswahl für das G36-Nachfolgemodell zu treffen, berichtet die "Welt am Sonntag".

Vorgetragen hat das Unternehmen seine Wünsche in einem elfseitigen Brief direkt an die Ministerin. Heckler & Koch schlage darin vor, die Eckdaten in der Ausschreibung so zu ändern, dass wieder ein Kaliber von der Größe 7,62 Millimeter möglich werde, berichtete die Zeitung. Dieses größere Kaliber hatte ehemals das G3-Gewehr der Bundeswehr. Das vorgeschriebene Gewicht der Waffe sei jedoch nur mit Kaliber 5,56 Millimeter zu erfüllen.

Die Ausschreibungskriterien für das neue Gewehr würden zu einer Waffe führen, die "den Bedürfnissen der Truppe nicht gerecht wird", schreiben die H&K-Chefs. Die Kriterien umrissen ein "munitionsbedingt leistungsschwaches Gewehrmodell", das "nicht den Einsatzbedingungen und den Mindestanforderungen an den Eigenschutz der Soldaten" entspreche.

Ministerium bestätigt Eingang des Schreibens

Die Forderung nach einer Änderung im laufenden Verfahren ist durchaus ungewöhnlich - ebenso wie die Umgehung der direkten Ansprechpartner im Ministerium in Form eines Schreibens direkt an die Ministerin. Das Verteidigungsministerium bestätigte der Deutschen Presse-Agentur nur den Eingang des Schreibens. Ein Sprecher bat jedoch um Verständnis dafür, "dass wir zu Details der generell vertraulich behandelten Korrespondenz mit Auftragnehmern keine Aussagen treffen können".

Heckler & Koch aus dem baden-württembergischen Oberndorf kämpft trotz voller Auftragsbücher und höherer Umsätze weiter mit roten Zahlen. Im Rennen um den Auftrag für das neue Sturmgewehr ist auch noch der Waffenhersteller C.G. Haenel (Suhl). Sig Sauer (Eckernförde) hatte sich 2017 aus dem Vergabeverfahren zurückgezogen.

mik/dpa
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