Altkanzler Kohl schmähte Schäuble

Altkanzler Helmut Kohl am Tegernsee (2013): Im Alter versöhnlicher
Foto: Frank Leonhardt/ dpaHamburg - Helmut Kohl ist nach eigener Darstellung bis 1998 Kanzler geblieben, weil er daran zweifelte, dass sein potentieller Nachfolger Wolfgang Schäuble die Einführung des umstrittenen Euro durchsetzen würde: "Das hätte der nicht gepackt." Schäuble habe es an "Potenz" gemangelt.
Dabei hatte Kohl nach eigener Aussage ursprünglich Schäuble als Nachfolger vorgesehen. Allerdings sei er in der schwarz-gelben Koalition "damit weitgehend allein" gewesen. Er habe es deshalb für möglich gehalten, dass Schäuble in einer geheimen Abstimmung nicht genug Stimmen für die Kanzlermehrheit bekommen würde. Vor den Bundestagswahlen 1998 hatten viele in der CDU erwartet, dass Kohl abtreten und Platz für den heutigen Finanzminister machen würde.
Austeilen gegen Weizsäcker, Hamm-Brücher, Leisler Kiep
Die Äußerungen Kohls stammen aus einem Interview, das der Journalist Jens Peter Paul 2002 für seine Dissertation mit dem Altkanzler führte und aufzeichnete. Die Dissertation inklusive Kohls Äußerungen ist mittlerweile veröffentlicht . In dem Interview äußerte sich Kohl abfällig über zahlreiche andere Spitzenpolitiker. Er bezeichnete den Ex-Präsidenten Richard von Weizsäcker als einen "der größten Anpasser in der Geschichte der Republik" und die Liberale Hildegard Hamm-Brücher als "schreckliche Dame aus München, die wie eine Halbwilde durch die Gegend geifert".
Der Grünen-Politiker Joschka Fischer sei "zutiefst antisemitisch", der langjährige CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep "korrupt" und der Ex-Minister Burkhard Hirsch (FDP) "hinterhältig, verlogen und scheinheilig".
Was steht im neuen SPIEGEL? Das erfahren Sie im SPIEGEL-Brief - dem kostenlosen Newsletter der Redaktion.SPIEGEL-Brief
Die neue Ausgabe des Digitalen SPIEGEL können Sie am Freitag ab 18 Uhr herunterladen.Neuer digitaler SPIEGEL