Internationale Medienberichte "Mr. Schmidt war einer der beliebtesten Politiker Westdeutschlands"

Deutschland trauert um Helmut Schmidt - und auch im Ausland wird an den Ex-Kanzler erinnert. Als "attraktiv, geistreich und äußerst selbstbewusst" beschreibt ihn die "New York Times". Laut "El País" war er die "moralische Instanz des Landes". Der Überblick.
Helmut Schmidt (Archivbild 2009): Medien weltweit berichten vom Tod des Altkanzlers

Helmut Schmidt (Archivbild 2009): Medien weltweit berichten vom Tod des Altkanzlers

Foto: CHRISTIAN CHARISIUS/ REUTERS

"New York Times" - USA

Die "New York Times " widmet Helmut Schmidt gleich mehrere Artikel: Es gibt eine Zeitleiste mit den wichtigsten Stationen seiner Karriere, eine Fotostrecke sowie einen Beitrag, in dem Reaktionen auf seinen Tod gesammelt wurden. In einem ausführlichen Artikel des Autors Jonathan Kandell heißt es: "Mr. Schmidt war jahrzehntelang einer der beliebtesten Politiker Westdeutschlands." Er habe ein "markantes Kinn und intensiv graue Augen" gehabt. "Er war attraktiv, geistreich und äußerst selbstbewusst."


CNN - USA

Der US-Sender CNN  hat auf seiner Startseite eine ausführliche Meldung zum Tod Helmut Schmidts veröffentlicht. Sie ist recht nachrichtlich gehalten, es werden unter anderem EZB-Präsident Mario Draghi und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zitiert. "Viele in Deutschland betrauern seinen Tod", heißt es in dem Artikel.


"El País" - Spanien

Die Zeitung "El País " veröffentlichte einen ausführlichen Artikel mit dem Titel: "Helmut Schmidt ist gestorben - der Kanzler, der sich dem Terrorismus nicht gebeugt hat". Der Autor lobt Schmidts "Einfluss als moralische Instanz des Landes" und beschreibt den Altkanzler wie folgt: "Pragmatiker und Vertreter der Realpolitik, anglophil und gleichzeitig ein großer Verfechter der deutsch-russischen Freundschaft". Schmidt sei zudem ein "leidenschaftlicher Raucher" gewesen und "einer der Politiker, den die Deutschen am meisten verehrten".


"The Guardian" - Großbritannien

Der britische "Guardian " berichtet in mehreren Artikeln über den "talentierten und weltmännischen" Helmut Schmidt. Geschichtsprofessorin Kristina Spohr ist Autorin eines Buches über Schmidt und hat nun einen Kommentar über seine globale Bedeutung verfasst. Darin heißt es, Schmidt werde nicht in der "Ruhmeshalle deutscher Kanzler" gesehen - im Gegensatz zu Adenauer, Brandt und Kohl. Doch aus der Sicht einer Historikerin müsse Schmidt in eine Reihe gestellt werden mit den größten und bedeutendsten Anführern der Welt. "Helmut Schmidt hat es verdient, als Westdeutschlands 'globaler Kanzler' in Erinnerung zu bleiben."


BBC - Großbritannien

Schon im Titel des BBC -Artikels wird Schmidt als "Meister der Realpolitik" gefeiert. Er sei "pragmatisch, direkt und häufig kontrovers" gewesen, ein "weitsichtiger Politiker und ökonomischer Stratege", heißt es. Ausführlich werden Schmidts Karrierestationen beschrieben, seine Zeit als Verteidigungs- und Finanzminister, als Kanzler und später als "Zeit"-Herausgeber.


"Le Monde" - Frankreich

Die Zeitung "Le Monde " würdigt Schmidt als "Architekt der deutsch-französischen Freundschaft". In dem Artikel geht es um die Stationen seiner politischen Karriere, aber auch um Schnupftabak, um seine Ehefrau Loki und um Arroganz. Die habe "Schmidt-Schnauze" im Alter verloren, heißt es in dem Artikel. Gelobt werden unter anderem seine Beiträge in der Wochenzeitung "Zeit", die nie an Schärfe eingebüßt hätten. Schmidt sei stets Vorbild für angehende Journalisten gewesen.


"De Telegraaf" - Niederlande

Die niederländische Zeitung "De Telegraaf " befasst sich in mehreren kurzen Meldungen mit dem Tod Schmidts. In einer davon wird der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte zitiert. Er beschrieb Schmidt demnach als "einen großen Staatsmann" und als "historische Persönlichkeit". Schmidt "stand als Kanzler für das moderne Deutschland".


"Neue Zürcher Zeitung" - Schweiz

Ein Nachruf auf Helmut Schmidt unter dem Titel "Ein Analyst mit Weitsicht" ist derzeit der Aufmacher auf der Startseite der "Neuen Zürcher Zeitung ". Der Altkanzler wird darin für seine zahlreichen Verdienste gelobt, vor allem für "Weitsicht und die Fähigkeit zu fundierter Analyse". Doch zugleich wird auch thematisiert, dass "der Ökonom Schmidt in seinem eigenen Metier scheiterte": Nach dem Ende seiner Politikerkarriere habe Schmidt bei der "Zeit" eine "neue Heimat" gefunden. Er habe dort noch "im hohen Alter Einfluss nehmen und vor Fehlentwicklungen warnen" können. "Mehr aber auch nicht."


Al Jazeera - Katar

Auf der Internetseite des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera  gibt es eine längere Meldung über Schmidts Tod. Er wird beschrieben als "Sozialdemokrat, der das Land durch einige seiner schwierigsten Phasen geführt hat". Angela Merkel und Martin Schulz werden mit ihren Äußerungen zitiert, außerdem sein Freund und Arzt, der gegenüber der "Bild"-Zeitung gesagt habe, Schmidt sei so gestorben, wie er es gewollt habe: "Zuhause, in seinem Bett und gänzlich ohne Schmerzen."

Im Video: Helmut Schmidt mit 96 Jahren verstorben

SPIEGEL ONLINE
Fotostrecke

Helmut Schmidt: Politiker, Publizist und Philosoph

Foto: MARCO-URBAN.DE
aar

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten