Nordrhein-Westfalen Angriff auf Jesiden - Polizei-Großeinsatz in Herford

Die Polizei musste mit Hundertschaften eingreifen: Im westfälischen Herford sind Jesiden und Sympathisanten der Terrorgruppe "Islamischer Staat" mit Holzlatten, Steinen und Flaschen aufeinander losgegangen. Es gab mehrere Verletzte.
Jesiden in Herford: Gegenseitige Attacken

Jesiden in Herford: Gegenseitige Attacken

Foto: Ralf Bittner/ dpa

Herford - Im westfälischen Herford ist es zu Auseinandersetzungen zwischen Jesiden und Anhängern des muslimischen Glaubens gekommen. Beide Gruppen standen sich am Mittwochabend gegenüber: auf der einen Seite bis zu 300 Jesiden, auf der anderen mehrere Gruppen von Muslimen, Salafisten und Anhängern der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS).

Beide Seiten attackierten sich mit Steinen, Flaschen und Holzlatten. Nach Polizeiangaben wurden einzelne Beteiligte verletzt. Zudem kam es zu Sachbeschädigungen in der Innenstadt, an denen Anhänger der verschiedenen Glaubensrichtungen beteiligt waren. Eine größere Gruppe von Vermummten, die mit Schlagwerkzeugen bewaffnet gewesen sei, habe auf Passanten eingeschlagen, meldeten die Beamten. Dieser Angriff habe nur durch den massiven Einsatz von Pfefferspray gestoppt werden können.

Mehrere Verletzte

Begonnen hatten die Auseinandersetzungen nach Polizeiangaben am Nachmittag gegen 16 Uhr vor einem Imbiss in der Nähe des Herforder Bahnhofs. Fünf Männer jesidischen und sechs Männer muslimischen Glaubens seien in eine Schlägerei verwickelt gewesen, berichtet WDR online . Sie sollen mit Flaschen und einem Messer bewaffnet gewesen sein. Zwei Jesiden, ein 16- und ein 31-Jähriger, wurden Medienberichten zufolge durch Messerstiche leicht verletzt.

Bei dem Einsatz wurden nach Polizeiangaben sechs polizeibekannte, überwiegend aus Tschetschenien stammende Islamisten vorübergehend festgenommen.

Anlass des Streits soll ein Plakat gewesen sein. Darauf wurde von Jesiden zu einer Demonstration aufgerufen, um gegen das Vorgehen der Terrorgruppe IS in Irak und Syrien zu protestieren.

Polizisten aus Ostwestfalen und Kräfte der Polizeihundertschaften aus Bochum und Dortmund trennten die Gruppen. Mehrere Menschen erlitten bei den Auseinandersetzungen leichte Verletzungen, nach ambulanter Versorgung wurden sie wieder entlassen.

Schlagstöcke und eine scharfe Schusswaffe

In der Nacht zu Donnerstag griff die Polizei dann eine fast 100-köpfige Jesidengruppe mit Schlagstöcken und einer scharfen Schusswaffe auf. Die Jesiden waren durch die Innenstadt gezogen. Die Polizei nahm einen Großteil der Waffen in Beschlag und die Personalien auf.

Auch am Donnerstag werde die Herforder Polizei von Kräften einer Hundertschaft aus Münster unterstützt und in der Innenstadt präsent sein, sagte ein Sprecher der Polizei in Herford SPIEGEL ONLINE. Der Staatsschutz habe Ermittlungen zu den Attacken aufgenommen.

Im Irak kämpfen Regierungstruppen und kurdische Milizen gegen die Terrorgruppe IS. Zehntausende Jesiden sind vor den Islamisten auf der Flucht. Jesiden sind eine kurdische religiöse Minderheit. Ihre Ursprünge liegen im nördlichen Irak, in Nordsyrien und in der südöstlichen Türkei. In vielen Ländern des Nahen Ostens werden sie verfolgt. Die islamistische IS-Milizen wollen in Irak und Syrien einen Gottesstaat errichten und verfolgen dort die überwiegend kurdische religiöse Minderheit der Jesiden.

kes/heb/dpa/AFP
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