Hessen-SPD Genossen wollen wichtigere Rolle für Ypsilanti

Mit Andrea Ypsilanti stürzte die hessische SPD tief, doch einige Genossen hoffen jetzt offenbar auf eine Rückkehr der früheren Landesvorsitzenden. Es sei nicht angemessen, dass sie in der "dritten Reihe" stehe. Die neue Parteispitze in Hessen gibt sich zurückhaltend.
Ehemalige hessische SPD-Chefin Ypsilanti (Archivbild): Wieder eine Hoffnungsträgerin?

Ehemalige hessische SPD-Chefin Ypsilanti (Archivbild): Wieder eine Hoffnungsträgerin?

Foto: Ralph Orlowski/ Getty Images

Wiesbaden - Unter Tränen hatte sich Andrea Ypsilanti im Februar 2009 von ihren Genossen verabschiedet. " Ich bleibe eine von euch", sagte sie auf dem Parteitag in Darmstadt. Da war sie bereits als Partei- und Fraktionsvorsitzende zurückgetreten. Nach dem Debakel der Bundes-SPD fordern Sozialdemokraten in Hessen nun sieben Monate später wieder eine wichtigere Rolle für Ypsilanti.

Der frühere parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Reinhard Kahl, forderte, Ypsilanti wegen ihres erfolgreichen Programms zur Landtagswahl 2008 wieder mehr Gewicht zu geben. "Hier wurde die politische Zielsetzung der sozialen Gerechtigkeit verbunden mit einer gerechten Bildungspolitik und der grundlegenden Energiewende", schreibt der enge Weggefährte Ypsilantis.

Ein solcher Wahlkampf wäre auch das Richtige für die Bundes-SPD gewesen, meinte der frühere hessische SPD-Generalsekretär Norbert Schmitt. Zu Ypsilanti sagte er: "Es ist sicherlich nicht angemessen, dass sie momentan in der dritten Reihe steht."

Die neue Parteispitze um den Vorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel äußerte sich am Dienstag in Wiesbaden zurückhaltend zu dem Vorstoß. "Wir werden in den Gremien in den nächsten Tagen darüber beraten, was wir machen", sagte Schäfer-Gümbel vor einer Fraktionssitzung.

Ypsilantis Wahlkampf hatte der hessischen SPD bei der Landtagswahl 2008 ein Ergebnis von 36,7 Prozent gebracht. Danach versuchte sie im vergangenen Jahr zweimal, in Hessen eine Regierung mit der Linkspartei zu bilden, obwohl sie dies vor der Landtagswahl strikt ausgeschlossen hatte - sie scheiterte spektakulär am Widerstand in den eigenen Reihen. Nach dem schlechten Abschneiden der SPD bei der Landtagsneuwahl 2009 war sie von ihren Ämtern als Landes- und Fraktionsvorsitzende zurückgetreten.

Andere SPD-Politiker sind von den Forderungen aus der Hessen-SPD vermutlich nicht begeistert. Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, etwa sagte am Dienstag, der Wortbruch der ehemaligen SPD-Chefin in Hessen habe bei den Wählern bis zuletzt für einen Vertrauensverlust gesorgt.

kgp/ddp/dpa

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