Stadt, Land, Frust Hochburgen und Tiefpunkte - die Hessenwahl auf einen Blick
Das Wahlergebnis in Hessen offenbart einmal mehr das grundverschiedene Wahlverhalten von Stadt- und Landbevölkerung: In den Großstädten sind die Grünen stärkste Kraft, auch die Linke schneidet dort überdurchschnittlich stark ab. Die CDU bleibt hingegen weit hinter ihrem Landesergebnis zurück, auch SPD und AfD schwächeln in den Großstädten.
Die CDU hat ihre hessische Hochburg traditionell in und um Fulda. In dem katholisch geprägten Landkreis holte die Partei vor fünf Jahren noch die absolute Mehrheit. Diesmal verzeichnete sie zwar herbe Verluste, ist aber noch immer die mit Abstand stärkste Kraft in der Region. In der Gemeinde Rasdorf gelang es ihr, mit 52,1 Prozent noch einmal die absolute Mehrheit zu verteidigen.
In den Großstädten hingegen kommt die CDU nur noch auf 22,3 Prozent der Stimmen. In Teilen von Frankfurt, Darmstadt und Kassel liegt sie unter 20 Prozent, in der Gemeinde Söhrewald bei Kassel erzielte die Partei mit 16,5 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis.
Die Schwäche der CDU ist die Stärke der SPD: Die Partei schneidet im protestantischen Norden Hessens stets am besten ab. Auch die Genossen mussten deutliche Verluste hinnehmen, konnten in ihrer Hochburg aber noch vielerorts die Position als stärkste Kraft verteidigen. Ihr bestes Ergebnis holten sie in Wahlsburg an der niedersächsischen Grenze (40,2 Prozent). Am schlechtesten schnitt die Partei in der CDU-Hochburg um Fulda ab: In der Gemeinde Poppenhausen kam sie auf gerade einmal 7,5 Prozent der Zweitstimmen.
In den Großstädten sind die Grünen mit 25,6 Prozent stärkste Kraft. In Teilen von Frankfurt und Darmstadt kommt die Partei auf mehr als 30 Prozent. Im ländlichen Raum schneidet sie dagegen schwächer ab, insbesondere im Westen, Osten und Nordosten Hessens. Ihr schlechtestes Ergebnis erzielten die Grünen in der nordöstlichen Gemeinde Schwarzenborn (5,5 Prozent).
Die AfD ist - vereinfacht gesagt - dort stark, wo die Grünen schwach sind: In mehreren ländlichen Gemeinden und Kleinstädten kommt die Partei auf mehr als 20 Prozent der Zweitstimmen. In der osthessischen Gemeinde Hirzenhain wurde die AfD sogar stärkste Kraft. In den Großstädten hingegen schwächelt die Partei, im Wahlkreis Frankfurt V erzielte sie mit 5,7 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis - hier holten die Grünen ihren besten Wert.
Die FDP fährt in den wohlhabenden nordwestlichen Vororten von Frankfurt ihre besten Ergebnisse ein: In der Kleinstadt Steinbach kommen die Liberalen auf 15,2 Prozent. Im Norden und Westen schneiden sie dagegen schwächer ab, liegen mancherorts sogar unter fünf Prozent: In der Gemeinde Nieste, an der Grenze zu Niedersachsen, kommt die FDP auf 3,9 Prozent.
Die Linke bleibt sogar in mehr als der Hälfte der hessischen Kommunen unter fünf Prozent der Zweitstimmen. Im Osten ist sie besonders schwach, im nordhessischen Städtchen Schwarzenborn kommt sie auf gerade mal 1,5 Prozent. In den Großstädten schneidet die Partei hingegen zweistellig ab, in Marburg erzielte sie mit 14,4 Prozent ihr bestes Ergebnis.