Homosexuelle Paare CDU-Vize Klöckner für kirchliche Segnung

Immer mehr Unionspolitiker fordern gleiche Rechte für Homosexuelle - eine kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sei "menschlich", sagt CDU-Vize Klöckner. Parteifreundin Schön sprach sich für die Homo-Ehe aus.
CDU-Vize Klöckner: "Keine Zumutung, sondern menschlich"

CDU-Vize Klöckner: "Keine Zumutung, sondern menschlich"

Foto: Arne Dedert/ dpa

Die Union ist uneins darüber, welche Rechte homosexuelle Paare bekommen sollen. CDU-Vizechefin Julia Klöckner sprach sich offen für eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in der katholischen Kirche aus. "Ich denke, eingetragene Lebenspartnerschaften kirchlich segnen zu lassen, ist keine Zumutung, sondern menschlich", erklärte die rheinland- pfälzische CDU-Vorsitzende in Mainz. "Wer füreinander Pflichten übernimmt, der muss natürlich auch Rechte bekommen."

Klöckner gehört dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) an, das kürzlich mit der Forderung nach Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und neuer Partnerschaften nach einer Scheidung heftige Kritik der Bischöfe einstecken musste. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hatte die Laienorganisation gerügt und erklärt, einige ZdK-Forderungen seien "mit Lehre und Tradition der Kirche nicht vereinbar".

Unionsfraktionsvize Nadine Schön forderte, die CDU sollte auf dem Parteitag im Dezember ganz grundsätzlich über Familienpolitik und Homo-Ehe diskutieren. "Ich befürworte eine Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare", sagte Schön dem "Focus".

In ihrer Partei und in der Bevölkerung sei dies aber nicht Konsens. Sie werbe daher für eine Debatte über das Thema und dafür, "dass wir die Frage der Gesellschafts- und Familienpolitik auf dem nächsten Parteitag vom Grunde auf führen". Die Familienpolitikerin Schön sagte, der Staat solle zwei Modelle unterstützen: Menschen, die lebenslange Verantwortung füreinander tragen, und Familien, die Kinder großziehen.

Ministerpräsidentinnen Dreyer und Kraft wollen Ehe für alle

Mehrere Bundesländer drängen derweil die Regierung in Berlin zu einer raschen Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe. NRW-Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD) teilte auf Twitter mit, sie sei für eine Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare: "Kaum etwas ist bedeutsamer als die Entscheidung, füreinander einzustehen." Ihre Mainzer Kollegin Malu Dreyer (SPD) sagte im Landtag: "Wer die gleichen Pflichten übernimmt, muss doch auch die gleichen Rechte bekommen." Deutschland sei längst dazu bereit.

Die Bundesregierung hatte am Mittwoch zusätzliche Rechte für schwule und lesbische Paare auf den Weg gebracht. Eine vollständige Gleichstellung der Homo-Ehe mit der Ehe zwischen Mann und Frau lehnten führende Unionspolitiker aber ab.

Zuletzt hatte die CDU auf ihrem Parteitag in Hannover vor zweieinhalb Jahren eine intensive Debatte über einen Antrag geführt, der die steuerliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften forderte. Die Delegierten hatten damals schließlich mehrheitlich für die "Privilegierung der vom Grundgesetz besonders geschützten Ehe" von Mann und Frau votiert. Die Abstimmung fiel allerdings überraschend knapp aus. Ein halbes Jahr später entschied dann das Bundesverfassungsgericht, dass das Ehegattensplitting auch für Partner einer Homo-Ehe gewährt werden muss.

In Irland hatte am vergangenen Wochenende bei einem Referendum die Mehrheit für die Zulassung gleichgeschlechtlicher Ehen gestimmt. (Lesen Sie hier, wie die rechtliche Lage in den einzelnen europäischen Ländern ist.) Nach dem Votum hatte der CDU-Schwulenverband Druck auf die Kanzlerin gemacht, sich in der Frage zu bewegen. "Das klare Ja in Irland ist ein Signal. In Deutschland, gerade auch in unserer Partei, muss jetzt etwas passieren", forderte der Vorsitzende des Bundesverbands der Lesben und Schwulen in der CDU, Alexander Vogt. "Ich hoffe, Angela Merkel setzt sich endlich über die Blockierer in der CDU hinweg."

anr/dpa/AFP
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