Seehofer und Merkel "Fast therapeutische Qualität"

Angela Merkel, Horst Seehofer
Foto: AFPVon einer "wunderbaren" Atmosphäre sprach Horst Seehofer nach seinem jüngsten Treffen mit Angela Merkel am vergangenen Donnerstag. "Ich bin zufrieden. Sehr zufrieden sogar." (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)
Der schwärmerische Ton überspielt, wie schwierig die Wiederannäherung zwischen dem CSU-Chef und der Kanzlerin nach Monaten des erbitterten Streits über den richtigen Kurs in der Flüchtlingspolitik in Wahrheit ist - und das gut ein Jahr vor der Bundestagswahl. In einem neuen SPIEGEL-Buch äußert sich der bayerische Ministerpräsident über die Versuche, das Verhältnis zu Merkel Schritt für Schritt wieder zu verbessern.
So waren die Parteivorsitzenden der Unionsschwestern im März 2016 zu einem dreistündigen Gespräch unter vier Augen zusammen gekommen. "Diese Sitzungen hatten fast therapeutische Qualität", sagte Seehofer. "Doch die Beziehung ist keineswegs gefestigt." Merkel sagte Seehofer bei einem Treffen im Frühjahr: "Du musst wissen, auf uns zwei kommt es an."
Seehofers Aussagen stammen aus dem Buch des SPIEGEL-Redakteurs Peter Müller "Der Machtkampf. Seehofer und die Zukunft der CSU", das am Montag erscheint und aus dem der SPIEGEL vorab Auszüge abdruckt. Die Gespräche mit Seehofer wurden im Frühsommer 2016 geführt.

Peter Müller:
Der Machtkampf
Seehofer und die Zukunft der CSU.
Ein SPIEGEL-Buch;
Deutsche Verlags-Anstalt;
304 Seiten; 19,99 Euro.
Auf die Frage, ob er sein Verhältnis mit Merkel vor der Flüchtlingskrise als Freundschaft bezeichnen würde, sagte Seehofer: "Das ist zunächst eine Zweckgemeinschaft, aus der Aufgabe heraus. Manchmal entwickelt sich daraus menschliche Zuneigung. Und das hat sich auch entwickelt, obwohl es nach dem Streit im Jahr 2004 fast aussichtslos schien." Damals war Seehofer im Streit um die Gesundheitspolitik als Vize der Unionsbundestagsfraktion zurückgetreten.
Bei den Gesprächen zu dem Buch kam Seehofer auch auf sein Verhältnis zu Bayerns Finanzminister Markus Söder zu sprechen, der Seehofer als bayerischer Ministerpräsident nachfolgen will. Die beiden hätten ihre Differenzen in einer Unterredung geklärt, sagte Seehofer. Er habe Söder dabei an eine Regel erinnert, die früher galt, als er in Ingolstadt mit anderen Kindern auf der Straße kickte: "Drei Ecken, ein Elfer."
Söder habe den Hinweis verstanden, dass auf jede Provokation der Gegenschlag folge, sagte Seehofer: "Er erkennt langsam, dass man solche Fragen nicht im Konflikt lösen kann."