Seehofer laut "WamS" über Merkel "Ich kann mit der Frau nicht mehr arbeiten"

Horst Seehofer
Foto: CLEMENS BILAN/ EPA-EFE/ REX/ ShutterstockBundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich laut einem Bericht der "Welt am Sonntag" in interner Runde äußerst skeptisch über eine weitere Zusammenarbeit mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) geäußert. "Ich kann mit der Frau nicht mehr arbeiten", sagte Seehofer demnach über Merkel in einer Runde der Regierungsmitglieder der CSU mit dem Landesgruppenvorsitzenden Alexander Dobrindt am Donnerstagmorgen in Berlin.
Er habe den Satz in dieser Runde nach Teilnehmerangaben zweimal gesagt, schreibt die Zeitung. In der anschließenden Sitzung aller CSU-Abgeordneter habe Seehofer ihn nicht wiederholt. Am Sonntagnachmittag meldete die "Berliner Zeitung", dieser Satz sei nie gefallen. Das Blatt berief sich dabei auf nicht näher genannte "CSU-Kreise".
Hintergrund ist der Streit um die Frage, ob Flüchtlinge, die in einem anderen EU-Land registriert wurden, bereits an der deutschen Grenze zurückgewiesen werden können. Die CSU sieht darin eine Kernfrage der Unionsparteien, Merkel will eine Entscheidung nur in Abstimmung mit den betroffenen EU-Nachbarstaaten treffen.
Einflussreiche CSU-Politiker sehen sich in ihrer kompromisslosen Haltung im Einklang mit der Bevölkerung. "Wir sind nicht auf Streit innerhalb der Union aus", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Aber die Erwartung der Bürger an den Bundesinnenminister ist, jetzt konsequent zu handeln". Ein Bruch mit der CDU sei nicht die Absicht. "Wir wollen nur wieder dazu kommen, europäisches Recht anzuwenden", so der Minister. Wenn andere Länder das nicht täten, müsse man darauf eine Antwort finden.
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Misstrauen und Wut
Dem Bericht der "WamS" zufolge ist die Auseinandersetzung der Schwesterparteien derzeit von großem Misstrauen und gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägt. Es gehe um nicht eingehaltene Absprachen und die Darstellung der Abläufe hinter den Kulissen in der Öffentlichkeit, schreibt die Zeitung. Seehofer fühle sich düpiert, weil Merkel ihm lediglich die Durchsetzung geltenden Rechts als Kompromiss angeboten habe.
Aus CDU-Sicht ist die harte Linie der CSU insbesondere dem Landtagswahlkampf in Bayern geschuldet. Am 14. Oktober wird dort gewählt, und die CSU will ihre absolute Mehrheit verteidigen - muss aber fürchten, wichtige Stimmen an die AfD zu verlieren.
Der hessische Ministerpräsident Bouffier hatte laut "FAS" an die CSU appelliert, der Kanzlerin für die Suche nach einer Lösung auf europäischer Ebene etwas Zeit zu lassen: "Der Vorschlag von Angela Merkel ist vernünftig, und diese zwei Wochen zu nutzen, ist für niemanden eine Zumutung."
Es ist allerdings fraglich, ob die CSU der Kanzlerin die gewünschte Frist von 14 Tagen gewährt.
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