Kritik an Heils Homeoffice-Vorstoß "Komplett an der Realität vorbei"

SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil will Arbeitnehmern einen Rechtsanspruch auf Homeoffice sichern. Die Kritik aus der Union ist scharf: Heils Vorstoß sei "nicht zielführend" und "unbrauchbar".
SPD-Arbeitsminister Heil: Massive Kritik am Homeoffice-Vorschlag

SPD-Arbeitsminister Heil: Massive Kritik am Homeoffice-Vorschlag

Foto: FILIP SINGER/EPA-EFE/Shutterstock

Die Kritik aus CDU und CSU am Vorstoß von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für einen geplanten Rechtsanspruch auf mindestens 24 Tage Homeoffice reißt nicht ab. "Der Arbeitsminister hätte keinen unbrauchbareren Vorschlag machen können", sagte der Hamburger CDU-Landesvorsitzende Christoph Ploß dem SPIEGEL. "Es ist völlig unverständlich, warum Hubertus Heil mitten in der Coronakrise solche Vorschläge macht."

Viele Unternehmen versuchten derzeit händeringend, ihre Beschäftigten zu halten, und der Arbeitsminister habe "nichts Besseres vor, als die deutsche Wirtschaft mit neuen Vorgaben" zu belasten, so Ploß. "Das geht komplett an der Realität vorbei. Hubertus Heil sollte lieber Initiativen zur Entbürokratisierung unterstützen, wie beispielsweise eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren bei Investitionen in die Infrastruktur."

Heil hatte seine Pläne am Wochenende öffentlich gemacht. Er will Arbeitnehmern einen Rechtsanspruch auf mindestens 24 Tage Homeoffice im Jahr gewähren. Arbeitnehmer sollen diesen Anspruch überall dort geltend machen können, "wo es möglich ist", sagte der Minister der "Bild am Sonntag". Die 24 Tage möchte Heil nach eigenen Angaben als Untergrenze verstanden wissen. Aus der Union war bereits am Wochenende scharfe Kritik gekommen.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt nannte Heils Vorstoß in der "Bild"-Zeitung "nicht zielführend". Ob im Homeoffice gearbeitet werden kann, müsse eine Entscheidung der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber bleiben. Wichtiger sei mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit, sagte Dobrindt weiter: "Wir wollen deshalb weg vom Achtstundentag hin zur Flexi-Woche mit einer Wochenhöchstarbeitszeit." Damit könnten Arbeitnehmer und Betriebe Arbeitszeiten flexibler und individueller gestalten.

Der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand der Unions-Bundestagsfraktion, Christian von Stetten (CDU), sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Da, wo Homeoffice möglich ist, ist es eine Win-win-Situation für beide Seiten. Aber der Arbeitgeber wird auch in Zukunft entscheiden, wo die von ihm bezahlte Arbeitsleistung zu erbringen ist. Die SPD sollte zur Realität zurückkehren und den Bürgerinnen und Bürgern keinen Unsinn erzählen."

Die SPD hatte die Kritik bereits zurückgewiesen. "Die pauschale Kritik aus Teilen der Wirtschaft und Union geht am Alltag vieler Menschen komplett vorbei", sagte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast. "Diese fast schon rituell bockige Verweigerungshaltung nutzt niemandem." Mast betonte: "Es wird endlich Zeit, darüber zu reden, wie das Recht auf Homeoffice Realität wird."

til/dpa/AFP
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