Laschet über Gründe für die Wahlpleite »Jedes Wort wurde weitererzählt«

CDU-Abgeordneter Laschet: »Es hat uns geschadet«
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Der als Kanzlerkandidat gescheiterte Noch-CDU-Chef Armin Laschet will als Bundestagsabgeordneter einen Schwerpunkt in der Außenpolitik setzen. »Ich werde im Auswärtigen Ausschuss arbeiten«, sagte der ehemalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident der »Süddeutschen Zeitung« am Samstag. »Das wird mein Schwerpunkt bleiben.«

Außenpolitiker in spe: Armin Laschet zu Besuch beim französischen Staatspräsidenten Macron im September
Foto: Dorothea Hülsmeier / dpaEr habe sich als Ministerpräsident »mehr als vielleicht üblich« mit internationalen Fragen beschäftigt, sagte Laschet. »Als Bevollmächtigter Deutschlands für die Beziehungen zu Frankreich habe ich die Bundesländer international vertreten. Besonders Israel und der Wandel in der arabischen Welt beschäftigen mich seit Jahren. An all das kann ich als Abgeordneter anknüpfen.« Er habe vor, die ganze Legislaturperiode Abgeordneter zu bleiben.
»Das müssen wir auch wieder lernen«
Laschet äußerte in dem Interview auch Unmut über das indiskrete Verhalten von Unionsmitgliedern während der Sondierungsgespräche. »Unsere Performance bei den Treffen mit den potenziellen Koalitionspartnern war tatsächlich nicht so, dass das Vertrauen in die Union gestiegen wäre.« Gefragt nach den Durchstechereien, sagte Laschet: »Bei uns ist das irgendwann vor Jahren eingerissen, dass aus jeder internen Sitzung, an der mehr als drei Leute teilnahmen, jedes Wort weitererzählt wurde. Die unterschiedlichen Personen werden unterschiedliche Motive dafür gehabt haben. Aber es hat uns geschadet.«
Stattdessen lobte er das Verhalten der Ampelparteien: »200 Leute haben in 22 Arbeitsgruppen verhandelt, und man hat über Wochen nichts erfahren. Gar nix. Das müssen auch wir wieder lernen. Politik macht man nicht in Chatgruppen und nicht nach Umfragelage, sondern nach Grundsätzen.«
Die CDU will sich nach der Niederlage bei der Bundestagswahl personell neu aufstellen, Laschet tritt nicht mehr als Vorsitzender an. Das Amt als NRW-Regierungschef hat er – wie vor der Wahl angekündigt – bereits abgegeben. Er zog aber als einfacher Abgeordneter in den Bundestag ein, dem er bereits von 1994 bis 1998 angehört hatte.
Für seine Nachfolge als Parteichef kandidieren der geschäftsführende Kanzleramtschef Helge Braun, Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und der Außenpolitiker Norbert Röttgen. Erstmals sollen die rund 400.000 CDU-Mitglieder in einer an diesem Samstag startenden Befragung eine Vorentscheidung über den künftigen Vorsitzenden treffen. Gewählt werden soll der neue Parteichef am 21. und 22. Januar von 1001 Delegierten bei einem digitalen Parteitag. Anschließend muss die Wahl per Briefwahl bestätigt werden.