Festnahmen im Irak
Deutsche Dschihadistinnen sollen für IS-Sittenpolizei gearbeitet haben
Nach der Festnahme vier deutscher Frauen in Mossul werden Details über ihre Zeit beim "Islamischen Staat" bekannt. Nach SPIEGEL-Informationen sollen sie für die Religionspolizei der Terrormiliz gearbeitet haben.
Die vier Mädchen und Frauen aus Deutschland, die vor gut einer Woche im irakischen Mossul festgenommen worden waren, waren nach SPIEGEL-Informationen nicht nur die Ehefrauen von Kommandeuren des "Islamischen Staats" (IS). Nach Erkenntnissen deutscher Sicherheitsbehörden sollen die vier Frauen auch für die Sittenpolizei der Terrormiliz gearbeitet und in den vom IS beherrschten Städten die strengen Regeln der Radikalislamisten durchgesetzt haben.
Die sogenannte Khansa-Brigade war in den IS-Hochburgen Rakka und Mossul aktiv und sorgte zum Beispiel dafür, dass sich Frauen an die Kleiderregeln der Dschihadisten hielten. Wer sich nicht verhüllte oder Make-up unterm Gesichtsschleier trug, wurde ausgepeitscht. (Diese Meldung stammt aus dem SPIEGEL. Den neuen SPIEGEL finden Sie hier.)
Linda W. war im Sommer 2016 von zu Hause ausgerissen und nach Syrien gereist. Dort hatte sie nach eigenen Aussagen einen tschetschenischen Kommandeur des IS geheiratet, er soll allerdings schon kurze Zeit später bei Kämpfen ums Leben gekommen sein.
Tweet mit einem Bild von Linda W. nach ihrer Festnahme im Irak
Foto: Twitter/ Vian Dakhil
Den deutschen Behörden waren die drei anderen Frauen durchaus bekannt, zwei von ihnen sollen in der IS-Propaganda im Internet aktiv gewesen sein und womöglich auch neue Mitglieder für den IS rekrutiert haben. Lamia K., 50, aus Mannheim war bereits vor Jahren mit islamistischer Propaganda im Netz aufgefallen.
Die Bundesregierung betreut die vier deutschen IS-Frauen über die Botschaft in Bagdad. Nach ersten Gesprächen mit den irakischen Behörden gehen die Diplomaten davon aus, dass keiner der Frauen die Todesstrafe droht.
So wurde den deutschen Emissären von irakischer Seite signalisiert, dass es keine Hinweise auf eine Beteiligung der Frauen an IS-Morden oder Kampfhandlungen gebe. Nun soll es Gespräche über eine mögliche Auslieferung nach Deutschland geben.
Bisher haben die Diplomaten nur Linda W. und Fatima M. in einem Militärkrankenhaus besuchen können, derzeit bemüht man sich um ähnliche Treffen mit Lamia K. und ihrer Tochter.