»Warum tut man Familien das an?« Linkenvorsitzende Wissler spricht sich für Abschaffung täglicher Hausaufgaben aus

Überlastete Eltern, frustrierte Kinder: Linkenchefin Janine Wissler zweifelt am Sinn regelmäßiger Hausaufgaben. »Aus Hausaufgaben müssen Schulaufgaben werden«, fordert sie in einem Zeitungsbeitrag.
Linke-Chefin Wissler: »Was, wenn Eltern gar nicht helfen können?«

Linke-Chefin Wissler: »Was, wenn Eltern gar nicht helfen können?«

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Wolfgang Kumm / dpa

Die Vorsitzende der Linken, Janine Wissler, möchte Schulkinder und deren Eltern von regelmäßigen Hausaufgaben entlasten. »Tägliche Hausaufgaben, deren Erfüllung in der Schule kontrolliert wird, müssen abgeschafft werden«, forderte sie in einem am Samstag erschienenen Beitrag im »Tagesspiegel «.

Viele Eltern seien mit regelmäßiger Lernhilfe für ihre Kinder überfordert, argumentiert Wissler. »Der alltägliche Hausaufgaben-Stress vergiftet das Familienleben, bedeutet Streit, Überforderung, Tränen.« Die Politikerin fragt: »Warum tut man Familien das an?«

Zudem seien viele Eltern gar nicht in der Lage, bei den Hausaufgaben zu unterstützen, etwa, weil sie arbeiten müssten oder es ihnen an Sprachkenntnissen fehle. Das vertiefe die Krise im Bildungssystem. »Das Bildungsniveau der Eltern darf nicht entscheidend sein für die Erfüllung schulischer Aufgaben«, schreibt Wissler.

Sind die Eltern überfordert, überträgt sich dies Wisslers Beitrag zufolge auf die Kinder. Es würden »Fehler beigebracht und Kinder oft mehr verwirrt als geschult«. Kindern, die kein eigenes Zimmer haben, oder Geflüchteten, die kaum Privatsphäre in Gemeinschaftsunterkünften haben, fehle zudem ein ruhiger Ort zum Hausaufgaben machen. Auch hätten Hausaufgaben Studien zufolge kaum einen oder gar keinen positiven Effekt auf die Lernleistung. »Machen wir Schluss mit diesem Outsourcing schulischer Aufgaben in die Familien«.

Wissler machte deutlich, dass es ihr um tägliche Hausaufgaben geht. »Wenn man in der Oberstufe die Literatur für den Deutsch-Leistungskurs zu Hause liest, ist das okay« – ebenso, wenn Schülerinnen und Schüler für Prüfungen, Referate und Klausuren auch zu Hause lernten.

»Aus Hausaufgaben müssen Schulaufgaben werden«, schrieb Wissler. Nach Schulende sollten Kindern und Eltern Freiraum haben, etwa für Bewegung, Freundschaften, für Eltern-Kind-Gespräche.

sol
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