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Kampf um CDU-Parteivorsitz "Hinter Spahn können sich alle versammeln"

Er steht nicht zur Wahl, doch viele halten Jens Spahn für den besten Parteichef. Auch weil er den Weg für einen Kanzlerkandidaten Markus Söder frei machen könnte.
aus DER SPIEGEL 42/2020
CDU-Politiker Spahn: Joker im Rennen?

CDU-Politiker Spahn: Joker im Rennen?

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Tobias Schwarz / AFP

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In der CDU mehren sich die Stimmen, die einen Neustart des Rennens um den Parteivorsitz und eine Kandidatur von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn fordern. Olav Gutting, CDU-Vorstandsmitglied und Bundestagsabgeordneter aus Schwetzingen, sagt dem SPIEGEL: "Ich würde mich mit vielen anderen freuen, wenn Jens Spahn zur Wahl stünde." Der Magdeburger Abgeordnete Tino Sorge sagt zu einer möglichen Spahn-Kandidatur: "Meine Unterstützung hat er." Michael Hennrich, CDU-Parlamentarier aus Nürtingen, sieht Spahn als idealen Partner eines möglichen Unionskanzlerkandidaten Markus Söder (CSU): "Jens Spahn würde gemeinsam mit Markus Söder für einen echten Generationenwechsel stehen."

Hintergrund der Äußerungen ist die wachsende Unzufriedenheit in der CDU mit den bisherigen Bewerbern für den Vorsitz, Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen. In der Bundestagsfraktion und mehreren Landesverbänden fürchten mittlerweile viele Christdemokraten, dass keiner der drei der CDU im Wahljahr einen echten Schub verleihen kann. "Wir haben drei respektable und gestandene Persönlichkeiten als Kandidaten, aber keiner steht so richtig für Aufbruch und Erneuerung", sagt der Mannheimer CDU-Abgeordnete Nikolas Löbel. Spahn habe nach der Kanzlerin die derzeit besten Umfragewerte. Das, so Löbel, könne für die CDU "ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, aus drei Kandidaten einen Konsenskandidaten zu machen".

Spahn unterstützt bislang Laschet. Der will von einem Rollentausch mit dem Minister nichts wissen. "Ich arbeite gut mit Jens Spahn zusammen, wir telefonieren regelmäßig und stimmen die Grundlinien miteinander ab", sagt Laschet im SPIEGEL. Spahn sagt: "Wer sich für den CDU-Vorsitz bewirbt, muss den Anspruch haben, Kanzlerkandidat der Union zu werden."

Lesen Sie hier die ganze Story:

Ein Gespenst geht um in der CDU. Es taucht in diesen Tagen auf, sobald sich in Berlin-Mitte zwei, drei oder mehr Bundestagsabgeordnete treffen. Es taucht in der Provinz auf, wenn dort Christdemokraten miteinander reden. Das Gespenst taucht auf, wenn das Gespräch auf den Parteitag Anfang Dezember kommt, es ist gerade überall und nirgends, sein Name ist Jens Spahn.

Bevor das Gespenst auftaucht, so berichten es Teilnehmer solcher Gespräche, geht es erst mal darum, wer wohl nächster Parteichef wird. Armin Laschet, Friedrich Merz oder Norbert Röttgen, die drei stehen zur Wahl. Es dauert dann nicht lange, bis die Defizite der Kandidaten zur Sprache kommen: der eine zu fahrig, der andere zu gestrig, der nächste zu arrogant. Oft sei man sich rasch einig, so wird es aus der Partei berichtet: Leider überzeuge keiner der drei auf ganzer Linie. Das sei der Moment, in dem das Gespenst auftauche.

Was denn mit dem Jens sei oder dem Herrn Spahn? Ob der nicht antreten könne? Wäre der nicht der Beste?

Das Problem: Jens Spahn, 40, Bundesgesundheitsminister, steht im Dezember gar nicht zur Wahl. Noch nicht jedenfalls.

Es ist eine seltsame Stimmung, in der die CDU ihrem Parteitag entgegengeht. Was dort in zwei Monaten vollzogen werden soll, ist nicht weniger als ein Epochenwechsel: Wer in Stuttgart zum Vorsitzenden gewählt wird, hat beste Aussichten, Angela Merkel als Kanzler zu folgen, nach 16 Jahren. Es könnte eine Zeit des Aufbruchs sein, ein Wettbewerb der Ideen. Ist es aber nicht. Stattdessen fühlt es sich ungefähr so an wie im Ortsverband, wenn noch ein Delegierter für den Kreisparteitag gewählt werden muss, aber eigentlich keiner Lust hat. Einer muss es halt machen.

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Der Bundestagsabgeordnete Nikolas Löbel spricht aus, was immer mehr Christdemokraten denken: "Wir haben drei respektable und gestandene Persönlichkeiten als Kandidaten, aber keiner steht so richtig für Aufbruch und Erneuerung."

Das ist auch deshalb von Bedeutung, weil Löbel aus Mannheim kommt, also aus dem Landesverband Baden-Württemberg – von dem es immer wieder hieß, Friedrich Merz habe ihn auf seiner Seite. Doch Löbel setzt nicht mehr auf Merz, stattdessen hofft er auf einen "Konsenskandidaten, der einerseits über Regierungserfahrung verfügt und andererseits als Person für eine CDU der Zukunft steht".

Wer das sein könnte?

"Die aktuellen Umfragen zeigen dabei auf, dass nach der Bundeskanzlerin der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die besten Umfragewerte in der Bevölkerung erzielen kann." Das, sagt Löbel, könnte für die CDU doch "ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, aus drei Kandidaten einen Konsenskandidaten zu machen". Und aus Spahn, der bislang lediglich als Vize von Armin Laschet antreten will, "die neue Nummer 1". Löbel sagt: "Ich glaube, dass viele Mitglieder sich eine solche einvernehmliche Lösung wünschen."

Und schon wird aus einem Gespenst fast ein Kandidat.

Löbel ist kein Schwergewicht in der Partei, aber er ist einer der Ersten, die sich öffentlich dazu äußern. Und er ist nicht allein, es gibt noch mehr, die sich jetzt zu Wort melden. Die Frage ist, ob sich daraus bis zum Parteitag etwas entwickeln, ob eine Bewegung entstehen kann. Wie der Weg zu einer solchen Lösung überhaupt aussehen könnte. Und vor allem: was das für die Frage heißt, die über allem schwebt, die Frage nach der Kanzlerkandidatur.

Zwei Monate sind es bis zum Parteitag. Noch kann viel passieren.

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