SPIEGEL-Regierungsmonitor Merkel und Spahn sind die Gewinner des Jahres

Minister Spahn, Kanzlerin Merkel
Foto:Florian Gaertner/photothek.de / imago images/photothek
Die Krise als Stunde der Exekutive – im Corona-Jahr 2020 konnte nicht nur die Bundesregierung insgesamt deutlich an Popularität zulegen, sondern insbesondere Kanzlerin Angela Merkel und ihr Gesundheitsminister Jens Spahn, die im Zentrum des Krisenmanagements stehen. Dies zeigt die aktuelle Auswertung des SPIEGEL-Regierungsmonitors.
Schon vor einem Jahr führten Merkel und Spahn das Ranking an. In den vergangenen Monaten sind beide Politiker noch einmal deutlich populärer geworden. Im Vergleich zum Dezember 2019 hat die Kanzlerin 88 Punkte gewonnen und damit ihren Parteifreund Spahn von der Spitze des SPIEGEL-Regierungsmonitors verdrängt.
Der Gesundheitsminister ist nun auf den zweiten Platz gerutscht, hat jedoch gleichzeitig seinen Beliebtheitswert um 46 Punkte gesteigert.
Der SPIEGEL-Regierungsmonitor misst in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey die Zufriedenheit der Bevölkerung mit der Regierung, den Koalitionsparteien und vor allem mit den einzelnen Ministerinnen und Ministern sowie der Kanzlerin. Um die repräsentativen Bewertungen vergleichen zu können, arbeitet Civey mit einem Scoringverfahren. (Lesen Sie hier mehr zum Verfahren.) Der bestmögliche Index beträgt 200, das schwächste Ergebnis wäre -200.
Um 80 Punkte ist die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit der Arbeit der Bundesregierung in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen. Insbesondere die Union hat mit 66 Punkten deutlich zugelegt, die SPD konnte ihren Zufriedenheitswert immerhin um 27 Punkte steigern.
Auch der Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten, Olaf Scholz, hat im Vergleich zum vergangenen Dezember an Beliebtheit gewonnen. Im SPIEGEL-Regierungsmonitor klettert der Finanzminister und Vizekanzler um einen Rang nach oben und steht nun auf Platz 3. Damit löst er Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ab, der nun den vierten Platz der Rangliste einnimmt.
Auffällig ist, dass lediglich Merkel und Spahn bei der Auswertung ein positives Ergebnis erzielen. Weit vorn liegt die Kanzlerin mit 42 Punkten, der Gesundheitsminister schafft es auf 7 Punkte. Doch bereits die Werte des drittplatzierten Scholz liegen im Negativbereich. Er muss sich mit -9 zufriedengeben.
Unverändert auf Rang 6 bleibt Außenminister Heiko Maas. Trotz gleicher Platzierung im Vergleich zum Vorjahr ist der Zufriedenheitswert des SPD-Politikers deutlich gestiegen. Um 47 Punkte legte Maas zu und steht nun bei -30.
Innenminister Horst Seehofer (CSU) machte zwar 10 Punkte gut, stürzte jedoch von Rang 7 auf Rang zehn ab. Und auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer büßte trotz leicht steigendem Zufriedenheitswert einen Rang ein und steht im Ranking nun auf Platz 12.
Giffey steigt ab
Für drei andere Kabinettsmitglieder fällt die Jahresbilanz hingegen bitter aus. Franziska Giffey, Andreas Scheuer und Julia Klöckner sind im SPIEGEL-Regierungsmonitor die Absteiger des Jahres.

Regierungsmitglieder Klöckner, Giffey, Seehofer
Foto: Wolfgang Kumm/ dpaBereits 2019 gehörten Landwirtschaftsministerin Klöckner (CDU) und Verkehrsminister Scheuer (CSU) zu den weniger beliebten Kabinettsmitgliedern. Nun haben sie abermals an Popularität verloren. Mit -152 Punkten landet Scheuer im SPIEGEL-Regierungsmonitor auf dem letzten Rang. Der wegen der Maut-Affäre in die Schlagzeilen geratene Politiker hat seinen Wert innerhalb der vergangenen zwölf Monate nochmals um 7 Punkte verschlechtert.
Klöckner hat weitere 10 Punkte verloren. Mit einem Wert von -120 landet sie auf dem vorletzten Platz und verschlechtert sich damit um einen Rang.
Weitaus tiefer gefallen ist ihre Kabinettskollegin Giffey (SPD), die noch immer eine Plagiatsdebatte um ihre Doktorarbeit verfolgt. Die Familienministerin hat zwar nur 9 Punkte im Vergleich zum Vorjahr verloren, rutscht damit jedoch sechs Plätze nach unten. Noch im Dezember 2019 teilte sie sich gemeinsam mit Gesundheitsminister Spahn den Spitzenplatz. Im kommenden Jahr tritt Giffey als SPD-Spitzenkandidatin bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl an.
Das Meinungsforschungsinstitut Civey arbeitet mit einem mehrstufigen voll automatisierten Verfahren. Alle repräsentativen Echtzeitumfragen werden in einem deutschlandweiten Netzwerk aus mehr als 20.000 Websites ausgespielt (»Riversampling«), es werden also nicht nur Nutzer des SPIEGEL befragt. Jeder kann online an den Befragungen teilnehmen und wird mit seinen Antworten im repräsentativen Ergebnis berücksichtigt, sofern er sich registriert hat. Aus diesen Nutzern zieht Civey eine quotierte Stichprobe, die sicherstellt, dass sie beispielsweise in den Merkmalen Alter, Geschlecht und Bevölkerungsdichte der Grundgesamtheit entspricht. In einem dritten Schritt werden die Ergebnisse schließlich nach weiteren soziodemografischen Faktoren und Wertehaltungen der Abstimmenden gewichtet, um Verzerrungen zu korrigieren und Manipulationen zu verhindern. Weitere Informationen hierzu finden Sie auch in den Civey FAQ.
Die Registrierung hilft dabei, die Antworten zu gewichten, und ermöglicht so ein Ergebnis für die Umfragen, das für die Wahlbevölkerung in Deutschland repräsentativ ist. Jeder Teilnehmer wird dabei nach seinem Geschlecht, Geburtsjahr und Wohnort gefragt. Danach kann jeder seine Meinung auch in weiteren Umfragen zu unterschiedlichen Themen abgeben.
Die Antwort jedes Teilnehmers wird so gewichtet, dass das Resultat einer Umfrage für die Grundgesamtheit repräsentativ ist. Bei der Sonntagsfrage und beim Regierungsmonitor umfasst diese Grundgesamtheit die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Die Gewichtung geschieht voll automatisiert auf Basis der persönlichen Angaben bei der Registrierung sowie der Historie früherer Antworten eines Nutzers. Weitere Details zur Methodik stehen im Civey-Whitepaper.
Meinungsumfragen werden in der Regel telefonisch oder online durchgeführt. Für die Aussagekraft der Ergebnisse ist entscheidend, wie viele Menschen erreicht werden können und wie viele sich tatsächlich an einer Umfrage beteiligen, wenn sie angesprochen werden. Internetanschlüsse und Festnetzanschlüsse sind in Deutschland derzeit etwa gleich weit verbreitet – bei jeweils rund 90 Prozent der Haushalte, Mobiltelefone bei sogar 95 Prozent. Die Teilnahmebereitschaft liegt bei allen Methoden im einstelligen Prozentbereich, besonders niedrig schätzen Experten sie für Telefonumfragen ein.
Es gibt also bei beiden Methoden eine Gruppe von Personen, die nicht erreicht werden kann, weil sie entweder keinen Anschluss an das jeweilige Netz hat oder sich nicht an der Umfrage beteiligen möchte. Deshalb müssen für ein aussagekräftiges Ergebnis immer sehr viele Menschen angesprochen werden. Civey-Umfragen sind derzeit neben dem SPIEGEL in mehr als 20.000 andere Webseiten eingebunden, darunter auch unterschiedliche Medien. So wird gewährleistet, dass möglichst alle Bevölkerungsgruppen gut erreicht werden können.
Bis das Ergebnis einer Umfrage repräsentativ wird, müssen ausreichend viele unterschiedliche Menschen daran teilnehmen. Ob das bereits gelungen ist, macht Civey transparent, indem zu jedem Umfrageergebnis eine statistische Fehlerwahrscheinlichkeit angegeben wird. Auch die Zahl der Teilnehmer und die Befragungszeit werden für jede Umfrage veröffentlicht.
In unseren Grafiken ist der statistische Fehler als farbiges Intervall dargestellt. Dieses Intervall zeigt jeweils, mit welcher Unsicherheit ein Umfragewert verbunden ist. Zum Beispiel kann man bei der Sonntagsfrage nicht exakt sagen, wie viel Prozent eine Partei bei einer Wahl bekommen würde, jedoch aber ein Intervall angeben, in dem das Ergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit liegen wird. Überschneiden sich die Intervalle von zwei Umfragewerten, dann können streng genommen keine Aussagen über die Differenz getroffen werden. Bei der Sonntagsfrage heißt das: Liegen die Umfragewerte zweier Parteien so nah beieinander, dass sich ihre Fehlerintervalle überlappen, lässt sich daraus nicht ableiten, welche von beiden aktuell bei der Wahl besser abschneiden würde.
Die persönlichen Daten der Nutzer werden verschlüsselt auf deutschen Servern gespeichert und bleiben geheim. Mitarbeiter von Civey arbeiten für die Auswertungen lediglich mit User-IDs und können die Nutzer nicht mit ihrer Abstimmung in Verbindung bringen. Die persönlichen Angaben der Nutzer dienen vor allem dazu, die Antworten zu gewichten und sicherzustellen, dass die Umfragen nicht manipuliert werden. Um dies zu verhindern, nutzt Civey statistische wie auch technische Methoden. Darüber hinaus arbeitet Civey mit externen Partnern zusammen, die Zielgruppen für Werbetreibende erstellen. Nur wenn Nutzer die Datenschutzerklärung sowohl von Civey als auch von einem externen Partner akzeptiert haben, dürfen Ihre Antworten vom Partner zur Modellierung dieser Zielgruppen genutzt werden. Ein Partner erhält aber keine Informationen zu Ihren politischen und religiösen Einstellungen sowie solche, mit denen Sie identifiziert werden können. Civey-Nutzer werden auch nicht auf Basis ihrer Antworten mit Werbung bespielt. Der Weitergabe an Partner können Sie als eingeloggter Nutzer jederzeit hier widersprechen. Mehr Informationen zum Datenschutz bei Civey finden Sie hier.
An dieser Stelle haben Leser in der App und auf der mobilen/stationären Website die Möglichkeit, an einer repräsentativen Civey-Umfrage teilzunehmen. Civey ist ein Online-Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Berlin. Zur Erhebung seiner repräsentativen Umfragen schaltet die Software des 2015 gegründeten Unternehmens Websites zu einem deutschlandweiten Umfragenetzwerk zusammen. Neben dem SPIEGEL gehören unter anderem auch der »Tagesspiegel«, »Welt«, »Wirtschaftswoche« und »Rheinische Post« dazu. Civey wurde durch das Förderprogramm ProFit der Investitionsbank Berlin und durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert.