Bundespräsident Spitzenpolitiker für zweite Amtszeit von Gauck

Gauck beim Verlassen von Schloss Bellevue in Berlin: Macht er weiter?
Foto: APAngesichts der großen Herausforderungen in der Flüchtlingskrise versuchen führende Politiker, Bundespräsident Joachim Gauck, 76, dazu zu bewegen, sich noch einmal für weitere fünf Jahre wählen zu lassen. "Ich würde mir wünschen, dass Joachim Gauck für eine zweite Amtszeit zur Verfügung steht", sagte CSU-Chef Horst Seehofer dem SPIEGEL.
"Er hat mit seinen ausbalancierten, klugen Aussagen bewiesen, dass er der richtige Mann im Schloss Bellevue ist", so Seehofer. SPD-Chef Sigmar Gabriel hat Gauck bereits zum Weitermachen ermuntert. Und wie aus dem Bundeskanzleramt zu hören ist, befürwortet auch Angela Merkel (CDU) eine zweite Amtszeit Gaucks. "Das würde uns viele Probleme ersparen", heißt es.
Im derzeit angespannten Klima möchte die Koalition keinen Streit über einen neuen Kandidaten riskieren. Die Wahl des nächsten Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung erfolgt am 12. Februar 2017 in Berlin, wie jüngst Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) in einer amtlichen Mitteilung festlegte. Die Amtszeit Gaucks endet offiziell erst am 17. März kommenden Jahres, die Wahl eines neuen Staatsoberhaupts muss aber spätestens 30 Tage vor Ablauf der Amtsperiode erfolgen.
"Er übt das Amt des Bundespräsidenten auf ganz hervorragende Weise aus", lobt der hessische Ministerpräsident und Vize-CDU-Chef Volker Bouffier. Mit Cem Özdemir wünscht sich auch einer der beiden Grünen-Chefs Gaucks Verbleib im Schloss Bellevue, denn dieser fülle das höchste deutsche Staatsamt mit Würde, Weitsicht und Gelassenheit aus. "Wir Grüne haben ihn beim ersten Mal unterstützt. Wir werden es wieder tun", sagte Özdemir dem SPIEGEL.
Bislang gingen die Spitzen der Koalition davon aus, dass der parteilose Gauck aus Altersgründen nicht noch einmal antritt. Nun hoffen sie, dass er seine Meinung ändert, wenn der öffentliche Druck groß genug wird. Gauck hat sich bisher nicht zu einer erneuten Kandidatur geäußert.