Wettbewerbsaufruf Klöckner startet "Dorfkinder"-Kampagne - und erntet Spott auf Twitter

Julia Klöckner will für den ländlichen Raum werben
Foto: Britta Pedersen/ DPA"Dorfkinder haben den Dreh raus": Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) wirbt mit einer Kampagne für den ländlichen Raum. Am Sonntagabend postete sie dazu vier Fotos auf Twitter versehen mit dem Hashtag #Dorfkinder. Darunter sollen "positive Beispiele und innovative Ansätze der ländlichen Entwicklung" gesammelt werden. So lautet die Erklärung auf der Seite des Ministeriums . Tatsächlich hat der Hashtag nach nicht einmal 24 Stunden bereits viel Aufmerksamkeit bekommen – wohl aber nicht so, wie sich Klöckner das vorgestellt hatte.
Statt der gewünschten Posts über Engagement und Ideen gibt es auf Twitter Kritik und Spott an der Kampagne. Manche User nehmen sie zum Anlass, um auf schlechte Infrastruktur im öffentlichen Raum hinzuweisen - schlechte Busanbindungen etwa oder fehlende Freizeitangebote für Jugendliche. Vielfach wird auch darauf Bezug genommen, wie schlecht das Internet in vielen ländlichen Regionen nach wie vor ist:
Wie #dorfkinder die Kampagne sehen: pic.twitter.com/AxnCGum1N7
— Clara *Optimismusbeauftragte* Nathusius (@CNathusius) January 20, 2020
Andere Nutzer nutzen den Hashtag, um von ihren Erfahrungen auf dem Dorf zu berichten: Auf dem Land würden viele ihre Perspektivlosigkeit in Alkohol ertränken, heißt es in einem Tweet. Mehrere User berichten von schlechten Erfahrungen mit der Dorfjugend - man sei dort auf "Nazis" gestoßen. "Bei mir auf dem Dorf gab es einen, der immer, wenn er besoffen war, "Deutschland den Deutschen" gerufen und den Hitlergruß gemacht hat", schreibt Autorin Sophie Passmann.
Klöckner wird zudem vorgeworfen, sie instrumentalisiere Kinder für ihre Kampagne. Ob die CDU-Politikerin mit ihrer Aktion auch konkrete Maßnahmen verbindet, um ländliche Regionen zu fördern, ist bisher nicht bekannt. Auf Twitter würden sich das wohl aber viele Menschen wünschen.
Ben Schneider von den Berliner Jusos kritisiert beispielsweise, dass durch das Festhalten an der schwarzen Null wichtige Investitionen ausblieben. "Dorfkinder bleiben oft keine #Dorfkinder , weil es kein Internet gibt, der Bus nie kommt, die Läden schließen und keine Zukunftschancen in Sicht sind. Aber nett, die Kampagne," schreibt ein anderer Nutzer.
#Dorfkinder sind oft gefrustet, weil die CDU lieber die Schwarze Null feiert anstatt in ländliche Regionen zu investieren. Danke für nichts! https://t.co/GNL9yUnhFn
— Ben Schneider (@ben_schndr) January 20, 2020
Bisher hat Klöckner nicht auf die Kritik reagiert. Ihr Ministerium bedankte sich in jedoch in einem Tweet für die Aufmerksamkeit, denn genau darum gehe es: "Die Dörfer ins Gespräch bringen."