
Kanzlerin: Merkel und die DDR
Das wahre erste Leben der Angela M. Merkel und der Kirsch-Whisky
Hamburg - Ein "Bild"-Journalist und ein "Welt"-Redakteur wollen die erste handfeste Skandalbiografie über das Leben von Angela Merkel in der DDR schreiben. Sie wälzen Stasi-Akten, sprechen mit Zeitzeugen, durchforsten Literatur und finden am Ende - nichts wirklich Spannendes.
Das ist bitter für die Autoren. Aber es zeigt auch, dass wir der Tatsache endlich ins Auge sehen müssen: Die wirklich aufregenden Details über Merkels Jugend sind längst bekannt. In einem Interview mit "Toten Hosen"-Frontmann Campino 1994 erzählte Merkel etwa, wie sie bei ihrer Abiturfeier um vier Uhr morgens aus einem Boot gekippt ist: "Ich hatte zu viel von dem Kirsch-Whisky getrunken, und dann hatte ich plötzlich einen Aussetzer. Für einen Moment hatte ich vergessen, dass ich ins Wasser falle, wenn der neben mir aufsteht."
Merkel kennt den Unterschied zwischen Haschisch und Heroin
In toxikologischen Angelegenheiten schien Merkel überhaupt versiert zu sein. Auf Campinos Frage, ob sie mal bitte erklären könne, was eine Haschischspritze sei, reagierte sie empört: "Ich muss schon bitten. Ich habe dieses Wort nie benutzt. Ich kenne den Unterschied zwischen Haschisch und Heroin."
Doch bevor jetzt einer auf die Idee kommt, Angela Merkel sei in ihrer Jugend ein Party-Animal gewesen, hier ein weiteres Geständnis: Auf Partys - pardon, Feten - sei sie immer das Mädchen gewesen, "das Erdnüsse isst und nicht tanzt". Und das einzige Popkonzert, an das sie sich erinnern kann, waren die Puhdys.
Die junge Merkel war außerdem geschäftstüchtig - fast schon mit krimineller Energie. Sie sammelte Blaubeeren und verkaufte sie anschließend der "Handelsgenossenschaft für Obst und Gemüse". Vier Mark heimste Merkel mit ihren Komplizen pro Kilo ein. "Einer hat verkauft, der zweite ist nach einer Stunde in den Laden und hat gefragt, ob es Blaubeeren gibt. Die hat er dann für zwei Mark das Kilo wieder kaufen können", erzählte die CDU-Politikerin 2009 der "Bild am Sonntag".
Ihre heimlichen Leidenschaften: Döner und Entenbraten
Noch mehr Details gefällig? Ihre ersten Westmark hat sie für einen guten Döner in Berlin ausgegeben (4,50 DM). Für ihre größte Jugendsünde hält sie folgende Erinnerung: "Mit einem neuen Trainingsanzug aus einem Westpaket in eine harzige Baumhöhle zu kriechen." Das antwortete sie auf eine Frage von Markus Kavka vergangenes Jahr im "SZ-Magazin", als Prominente fragen durften, was sie schon immer von Merkel wissen wollten.
In dem Interview-Buch "Mein Weg" mit Hugo Müller-Vogg aus dem Jahr 2004 gestand die sonst so besonnene Pfarrerstochter außerdem, dass sie sich in Diskussionen mit ihren Eltern zur Cholerikerin wandeln konnte. Etwa wenn ihre Mutter ihr auftrug, Petersilie aus dem Garten zu holen, und Merkel das Gefühl hatte, sie solle diese Aufgabe nur erledigen, weil ihre Mutter selbst keine Lust dazu hatte. Schlug Merkel mit einem Wutanfall über die Stränge, bekam sie Hausarrest, oder die Eltern kürzten ihr das Taschengeld.
Auch in der Schule war Merkel mitnichten immer nur die Einserschülerin. Ausgerechnet in Physik schrieb sie einmal eine fünf. Als Merkel für eine Schulveranstaltung Spenden für Vietnam einsammeln sollte, sie aber keine Lust darauf hatte, sammelte sie stattdessen Spenden für eine sozialistische Befreiungsbewegung in Mosambik und sang die "Internationale" auf Englisch - sehr zum Missfallen der Schulleitung.
Von der Rebellin zur Königin
Mit 14 probierte sie die erste Zigarette. Sie schmeckte ihr aber nicht. Als sie einst von einer Polen-Reise in die DDR zurückkehrte, nahm ihr der Zoll einen Solidarnosc-Anstecker weg, den sie dort geschenkt bekommen hatte. Andere berichten, dass sie mit einer Postkarte zurückgekehrt sei, auf der das Danziger Denkmal des polnischen Arbeiteraufstands 1970 abgebildet war. Dafür hat sich Merkel wohl eine ordentliche Schelte abgeholt.
Überhaupt kehrte Merkel in Polen offenbar gerne mal die Rebellin aus sich heraus. 1989 soll sie dort mit Freunden und ihrem späteren Ehemann Joachim Sauer antisowjetische Lieder der Protestbarden Bulat Okudschawa und Wladimir Wyssozki am Lagerfeuer geschmettert haben. Polnische Zeitungen wussten all dies schon vor Jahren.
Heute bewegt sich Merkel eher wie eine deutsche Königin über das internationale Parkett und durch die heimische Uckermark. Beweis gefällig? Vor einigen Jahren begegnete ihr ein Wirt an einem Badesee in der Nähe von Hohenwalde. Offenbar war es ihr unangenehm, im Badeanzug gegrüßt zu werden. Wie einem Staatsgast habe Merkel ihm gewinkt, erinnerte sich der Wirt. Früher habe es das nicht gegeben. Früher sei sie hier immer nackt baden gegangen.