Treffen der EU-Gesundheitsminister Lauterbach fordert vierte Coronaimpfung für alle ab 60 in der ganzen EU

Bei Beratungen mit seinen EU-Kollegen drängt Gesundheitsminister Lauterbach auf eine vierte Coronaimpfung für alle Menschen ab 60 – in der ganzen Union. Er argumentiert mit einer Reduzierung der Sterbezahlen in dieser Altersgruppe.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)

Foto: Filip Singer / EPA

Aufgrund der hohen Coronazahlen wirbt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) EU-weit für eine vierte Coronaimpfung für alle Menschen ab 60 Jahren. »Wir dürfen nicht vergessen, dass die Covid-Pandemie nicht zu Ende ist in Europa. Wir haben sehr hohe Fallzahlen, wir haben leider auch sehr hohe Sterbezahlen«, sagte der SPD-Politiker am Rande von Beratungen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel. Er wolle eine Diskussion anstoßen, »ob wir nicht eine europäische Empfehlung für die vierte Dosis der Impfung bekommen bei den über 60-Jährigen«.

In dieser Altersgruppe könne dadurch die Sterblichkeit im Vergleich zur dritten Dosis noch einmal um 80 Prozent reduziert werden, wie Daten aus Israel ergeben hätten, sagte Lauterbach. Die EU-Kommission solle dazu aufgefordert werden, in Zusammenarbeit etwa mit der europäischen Arzneimittelbehörde eine entsprechende Empfehlung auszusprechen. »Die Lage ist in Europa, was die Pandemie angeht, schlechter als das Gefühl der Menschen«, sagte Lauterbach. Der Ukrainekrieg ziehe zudem Aufmerksamkeit ab.

Entwicklung der an Varianten angepasste Impfstoffe verzögert sich

Lauterbach betonte, dass es derzeit viel Impfstoff in Europa gebe, der nirgendwo fehle. Die Abnahme durch einkommensschwächere Länder stocke. »Somit müssen wir befürchten, dass in Europa Impfstoff vernichtet werden muss.« Infrage für die vierte Dosis – also den zweiten »Booster« nach einem Grundschutz – komme der Impfstoff von Moderna oder Biontech/Pfizer. Die Entwicklung von Impfstoffen, die an neue Coronavarianten angepasst seien, verzögere sich seiner Kenntnis nach, sagte Lauterbach. Er rechne im Herbst, womöglich im September, mit den neuen Impfstoffen.

In Deutschland wird die vierte Dosis derzeit für Menschen ab 70 Jahren sowie für Menschen mit Risikofaktoren wie Immundefekten empfohlen. Daran ändere sich nichts, sagte Lauterbach. Die Frage sei lediglich, ob die Altersgrenze abgesenkt werde. Für unter 60-Jährige könne die vierte Dosis dagegen nicht empfohlen werden, weil es dazu keine Daten gebe. Mit Blick auf Deutschland hatte Lauterbach sich bereits vergangene Woche dafür ausgesprochen, offensiver bei Viertimpfungen vorzugehen. Bisher hätten nur zehn Prozent der Menschen eine vierte Impfung, die dafür infrage kämen.

col/dpa
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