Karl Lauterbach zur EM »Die Uefa ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich«

Trotz anhaltender Kritik will die Uefa 60.000 Zuschauer zum Finale ins Wembleystadion lassen. Karl Lauterbach verurteilt die Entscheidung scharf.
Beim Spiel gegen Deutschland durften Zehntausende englische Fans jubeln – im Stadion

Beim Spiel gegen Deutschland durften Zehntausende englische Fans jubeln – im Stadion

Foto: Christian Charisius / dpa

Am Dienstag haben im Londoner Wembleystadion 45.000 Fans den 2:0-Sieg ihrer Mannschaft über Deutschland gefeiert. Eine Menschenansammlung dieser Größe während einer Pandemie – noch dazu in einem Land, in dem die Delta-Variante des Coronavirus grassiert? Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erhebt schwere Vorwürfe gegen die Zuschauerpolitik der Europäischen Fußball-Union (Uefa) bei der EM-Endrunde.

»Es haben sich sicherlich Hunderte infiziert und diese infizieren jetzt wiederum Tausende«, twitterte der Gesundheitspolitiker. »Die Uefa ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich.«

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Lauterbach hatte die Zulassung von Zuschauern für die Spiele in Großbritannien bereits im Vorfeld als »unvertretbar« bezeichnet. Er sprach von einer »Gefährdung der Bürger Englands und der Bürger Europas«.

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60.000 Fans sollen beim Finale ins Stadion

Das Spiel in London hat Lauterbach zufolge »noch mal gezeigt, wie eng die Fans stehen, wie oft sie sich umarmen und anschreien«. Doch statt der Reduzierung der Zuschauerzahl ist bisher das Gegenteil geplant. Bei den Halbfinals und dem Endspiel sollen jeweils sogar über 60.000 Zuschauer in die Arena dürfen.

Neben Lauterbach hatten auch zahlreiche andere Experten und Spitzenpolitiker die Uefa in den vergangenen Tagen deutlich kritisiert. »Ich halte es für unverantwortlich, wenn in Ländern, die als Virusvariantengebiet der hoch ansteckenden Delta-Mutation gelten, Zigtausende Menschen auf engem Raum zusammenkommen«, sagte zum Beispiel Innenminister Horst Seehofer (CSU) der »Augsburger Allgemeinen«.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach

Foto: Political-Moments / imago images

Die Vorwürfe der Kritiker sind nicht aus der Luft gegriffen. Die schottischen Gesundheitsbehörden vermeldeten am Mittwoch rund 2000 neue Coronafälle im Zusammenhang mit der EM. 1294 und damit rund zwei Drittel der 1991 Infektionen seien bei Fans aufgetreten, die ihre Nationalmannschaft zum Spiel gegen England am 18. Juni nach London begleitet hatten, gab die Gesundheitsbehörde Public Health Scotland laut BBC bekannt. Auch bei anderen Spielen kam es zu Infektionen mit der Delta-Variante.

Italien reagiert mit Kontrollen

Als Konsequenz will das italienische Innenministerium die Kontrollen auf Flughäfen, Bahnhöfen und Autobahnen vor dem Viertelfinale in Rom zwischen England und der Ukraine am Samstag verstärken. Besonders im Blick sind dabei die englischen Fans.

Die aktuelle Coronaverordnung schreibt für alle Einreisenden aus Großbritannien einen negativen Test und eine fünftägige Quarantäne vor. Italien werde sich streng an die Verordnung halten und keine Ausnahmen erlauben, hieß es aus dem Innenministerium.

lau/sid
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