Olaf Scholz stellt sein Team im Willy-Brandt-Haus vor: sieben Ministerposten hat die SPD unter ihm als designierten Bundeskanzler. Vor allem die Frage nach dem künftigen Gesundheitsminister sorgte wochenlang für Spannung:
Olaf Scholz, designierter Bundeskanzler
»Deshalb haben sich die kann man nicht anders sagen, die meisten Bürgerinnen und Bürger gewünscht, dass der nächste Gesundheitsminister vom Fach ist und das wirklich gut kann und dass er Karl Lauterbach heißt – er wird es.«
Konstantin von Hammerstein, DER SPIEGEL
»Das ist natürlich schon eine große Überraschung gewesen. Auf der anderen Seite wiederum ist es dann doch wieder keine Überraschung. Alles, was wir hören, ist so, dass das Olaf Scholz natürlich versucht hat, eine Frau dahin zu setzen, aber eigentlich keine Frau gefunden hat, die Karl Lauterbach das Wasser reichen könnte. Die wäre wahrscheinlich immer verblasst neben Karl Lauterbach. Und dann hat er sich sozusagen für das Original entschieden und ihn genommen.«
Karl Lauterbach, designierter Gesundheitsminister
»Vielen Dank Olaf, ich darf mich für das Vertrauen der Partei ganz herzlich bedanken für diese wichtige Aufgabe, aber ich möchte mich auch bedanken für die vielen zustimmenden Worte, die ich aus der Bevölkerung bekommen habe. Es wird ein wichtiges Amt werden.«
Die Reaktionen in den sozialen Medien kamen prompt – das Hashtag #Lauterbach lag, wie so häufig, im Trend. Neben Glückwünschen gab es aber auch kleine Seitenhiebe.
Konstantin von Hammerstein, DER SPIEGEL
»Ich glaube, dass er für Corona wahrscheinlich genau der Richtige ist. Aber jetzt kommt es darauf an, wie sein Führungsteam im Gesundheitsministerium aussieht. Als Teamplayer gilt er natürlich, weder für Olaf Scholz, noch für die Fraktion. Der ist schon ein Ego-Shooter, ganz stark. Es geht um Karl Lauterbach und nicht um das Team. Aber man hat jetzt, glaube ich, angesichts seiner Prominenz und angesichts seiner wichtigen Rolle in der ganzen Coronakrise, da kam man gar nicht mehr an ihm vorbei. «
Klara Geywitz, designierte Bundesbauministerin
»Das ist eine große Herausforderung, auf die ich mich sehr freue, herzlichen Dank.«
Vier SPD-Ressorts werden künftig von Frauen geleitet, darunter wichtige Positionen, die für weitere Überraschungen sorgten – zum Beispiel die neue Verteidigungsministerin, die aus dem Justizressort an den Bendlerblock wechselt.
Konstantin von Hammerstein, DER SPIEGEL
»Eine Überraschung ist natürlich Christine Lambrecht. Bei der war es ja so, dass die das ist auch nicht unumstritten in der Partei gewesen, dass sie als die Partei, als die SPD bei 15 Prozent in den Umfragen lag, ja angekündigt hat, sich aus der Politik zurückziehen zu wollen. Und als dann die Umfragen hochgingen, plötzlich davon die Rede war, dass sie nun doch gerne ins Kabinett gehen würde. Sie hat relativ deutlich gemacht, dass sie Innenministerin werden würde, gerne werden würde. «
Lambrechts Wunschressort gab Olaf Scholz jedoch an eine andere Genossin:
Konstantin von Hammerstein, DER SPIEGEL
»Eine ganz große Überraschung ist Nancy Faeser für das Innenministerium. Das ist, glaube ich, eine respektable Wahl, weil sie Fraktionschefin im Hessischen Landtag war, lange Innenpolitikerin war. Es zeigt aber natürlich auch gleichzeitig, dass es auf Bundesebene offenbar in dem Bereich keine Frauen gab, die das Level für den Kabinettstisch gehabt hätten, dass man auf die Länder zurückgreifen musste. Das wird die Frauen in der Bundestagsfraktion mit Sicherheit nicht glücklich machen, weil sie ja weitgehend übergangen worden sind. Aber zumindest ist Nancy Faeser, glaube ich, eine respektable Kandidatin dafür, der man das allgemein auch zutraut das Amt.«
Wie stark die SPD-Handschrift in der sogenannten "Fortschritt-Koalition" künftig sein wird – wird sich zeigen.
Konstantin von Hammerstein, DER SPIEGEL
»Jetzt ist auf ersten Blick kein Totalausfall dabei. Das ist ja schon ein großer Vorteil. Also insgesamt glaube ich keine super starke Mannschaft, aber ganz respektabel - und so, dass die SPD neben den beiden anderen Koalitionspartnern gut bestehen kann.«